Aschenputtel (Grimm)
Kurze Zusammenfassung
Unbestimmtes märchenhaftes Königreich in alter Zeit. Einem reichen Mann starb die Frau; er nahm eine neue Gemahlin mit zwei Töchtern. Seine Tochter Aschenputtel wurde nun schlecht behandelt.
Ein König gab ein Fest, um seinem Sohn eine Braut zu finden. Die Stiefmutter verbot Aschenputtel hinzugehen. Durch magische Hilfe eines Bäumchens auf dem Grab ihrer Mutter erhielt sie goldene Kleider und Pantoffeln. An drei Abenden ging sie heimlich zum Tanz und gewann das Herz des Königssohns. Beim dritten Mal ließ sie beim Weglaufen einen goldenen Pantoffel zurück. Der Prinz ließ alle Mädchen den Schuh probieren.
Es setzte sich auf einen Schemel, zog den linken Fuß aus dem schweren Holzschuh, setzte ihn auf den goldenen Pantoffel, und nur ein wenig brauchte es zu drücken, so stand es darin, als wär er ihm angegossen.
Der Pantoffel passte nur Aschenputtel perfekt. Der Königssohn heiratete sie. Ihre bösen Stiefschwestern aber wurden auf dem Weg zur Kirche zur Strafe von Tauben geblendet.
Ausführliche Zusammenfassung
Die Einteilung in Abschnitte ist redaktionell.
Der Tod von Aschenputtels Mutter und die Wiederheirat des Vaters
Die Geschichte begann mit einer kranken Frau, die im Sterben lag. Sie rief ihre einzige Tochter zu sich ans Bett und bat sie, fromm und gut zu bleiben. Die Mutter versprach, vom Himmel auf sie herabzublicken und immer bei ihr zu sein.
“liebes Kind, bleib fromm und gut, so wird dir der liebe Gott immer beistehen, und ich will vom Himmel auf dich herab blicken und will um dich sein”. Darauf that sie die Augen zu und verschied.
Nach dem Tod der Mutter besuchte das Mädchen täglich ihr Grab, weinte und blieb fromm und gut. Als der Winter kam, bedeckte der Schnee das Grab mit einem weißen Tuch. Im Frühling heiratete der Vater eine andere Frau.
Misshandlung durch die Stiefmutter und Stiefschwestern
Die neue Frau brachte zwei Töchter mit ins Haus. Sie waren äußerlich schön, aber im Herzen böse und schwarz. Für das arme Stiefkind begann eine schlimme Zeit. Die Stiefschwestern nahmen ihr die schönen Kleider weg, zogen ihr einen grauen Kittel an und gaben ihr hölzerne Schuhe.
Das Mädchen musste als Küchenmagd arbeiten, früh aufstehen, Wasser tragen, Feuer machen, kochen und waschen. Die Schwestern quälten sie zusätzlich, indem sie Erbsen und Linsen in die Asche schütteten, die das Mädchen wieder auslesen musste. Abends durfte sie nicht in einem Bett schlafen, sondern musste sich in die Asche neben den Herd legen. Weil sie dadurch immer schmutzig aussah, nannten sie es Aschenputtel.
Die Reise des Vaters und der Haselzweig
Eines Tages wollte der Vater zur Messe reisen und fragte seine Stieftöchter, was er ihnen mitbringen solle. Die eine wünschte sich schöne Kleider, die andere Perlen und Edelsteine. Als er Aschenputtel fragte, bat sie nur um das erste Reis, das ihm auf dem Heimweg an den Hut stoßen würde.
Der Vater kaufte für die Stiefschwestern die gewünschten Geschenke. Auf dem Rückweg streifte ihn ein Haselreis und stieß seinen Hut ab. Er brach es ab und nahm es mit. Zu Hause gab er Aschenputtel das Reis, das sie dankbar annahm und auf das Grab ihrer Mutter pflanzte. Sie weinte so sehr, dass ihre Tränen das Reis begossen. Es wuchs zu einem schönen Baum heran. Dreimal täglich ging Aschenputtel unter den Baum, weinte und betete. Jedes Mal kam ein weißes Vöglein auf den Baum und erfüllte ihre Wünsche.
Das Fest des Königs: Der erste Abend und die hilfsbereiten Vögel
Der König veranstaltete ein dreitägiges Fest, zu dem alle schönen Jungfrauen eingeladen wurden, damit sein Sohn eine Braut finden könnte. Die Stiefschwestern waren begeistert und befahlen Aschenputtel, ihnen bei den Vorbereitungen zu helfen. Aschenputtel weinte, weil sie auch gerne zum Fest gehen wollte, und bat ihre Stiefmutter um Erlaubnis.
Die Stiefmutter verhöhnte sie und stellte eine Bedingung: Wenn Aschenputtel eine Schüssel Linsen aus der Asche lesen könnte, dürfte sie mitgehen. Sie schüttete die Linsen in die Asche, in der Gewissheit, dass das Mädchen die Aufgabe nicht schaffen würde. Aschenputtel ging in den Garten und rief die Vögel zu Hilfe. Tauben, Turteltauben und andere Vögel kamen und lasen alle guten Linsen in die Schüssel.
Trotz der erfüllten Aufgabe verweigerte die Stiefmutter Aschenputtel die Erlaubnis und stellte eine noch schwierigere Bedingung: zwei Schüsseln Linsen in einer Stunde. Wieder halfen die Vögel, und Aschenputtel schaffte auch diese Aufgabe. Dennoch erlaubte die Stiefmutter ihr nicht mitzugehen, mit der Begründung, sie habe keine passenden Kleider und könne nicht tanzen.
Als alle gegangen waren, eilte Aschenputtel zum Grab ihrer Mutter unter den Haselbaum und rief: "Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich." Der Vogel warf ihr ein goldenes und silbernes Kleid herunter und mit Seide und Silber bestickte Pantoffeln. So gekleidet ging sie zum Fest, wo niemand sie erkannte.
“Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,
wirf Gold und Silber über mich.”
Da warf ihm der Vogel ein golden und silbern Kleid herunter und ein Paar mit Seide und Silber ausgestickte Pantoffeln.
Das Fest des Königs: Der zweite Abend und die Flucht von Aschenputtel
Der Königssohn kam Aschenputtel entgegen, nahm sie bei der Hand und tanzte nur mit ihr. Er ließ sie nicht los und wies alle anderen Tänzerinnen ab mit den Worten: "Das ist meine Tänzerin." Als es Abend wurde, wollte Aschenputtel nach Hause gehen. Der Prinz bot an, sie zu begleiten, doch sie entwischte ihm und sprang in das Taubenhaus.
Der Königssohn wartete, bis der Vater kam, und erzählte ihm, dass das fremde Mädchen ins Taubenhaus gesprungen sei. Der Vater ließ das Taubenhaus zerschlagen, aber es war niemand darin. Als sie ins Haus kamen, lag Aschenputtel in ihren schmutzigen Kleidern in der Asche. Sie war schnell aus dem Taubenhaus gesprungen, zum Haselbäumchen gelaufen, hatte die schönen Kleider abgelegt und ihr graues Kittelchen angezogen.
Am zweiten Abend ging Aschenputtel wieder zum Fest, diesmal in einem noch prächtigeren Kleid. Der Königssohn tanzte wieder nur mit ihr. Als sie fliehen wollte, folgte er ihr, aber sie entkam und kletterte auf einen Birnbaum im Garten. Der Vater hieb auf Bitten des Prinzen den Baum um, doch Aschenputtel war bereits verschwunden und lag wieder in der Asche, als sie in die Küche kamen.
Das Fest des Königs: Der dritte Abend und der goldene Pantoffel
Am dritten Tag erhielt Aschenputtel vom Vogel ein noch prächtigeres Kleid und goldene Pantoffeln. Auf dem Fest erregte sie noch größeres Aufsehen, und der Königssohn tanzte wieder ausschließlich mit ihr. Als sie am Abend fliehen wollte, hatte der Prinz eine List angewandt: Er hatte die Treppe mit Pech bestreichen lassen.
Der Königssohn hatte aber eine List gebraucht und hatte die ganze Treppe mit Pech bestreichen lassen: da war, als es hinab sprang, der linke Pantoffel des Mädchens hängen geblieben.
Als Aschenputtel die Treppe hinablief, blieb ihr linker Pantoffel im Pech stecken. Der Königssohn hob ihn auf und stellte fest, dass er klein und zierlich war, ganz aus Gold. Am nächsten Morgen ging er mit dem Pantoffel zu Aschenputtels Vater und erklärte, dass nur diejenige seine Gemahlin werden solle, an deren Fuß dieser goldene Schuh passe.
Die Suche nach der Besitzerin des Pantoffels und der Betrug der Stiefschwestern
Die beiden Stiefschwestern freuten sich, denn sie hatten schöne Füße. Die ältere ging mit dem Schuh in die Kammer, um ihn anzuprobieren. Da sie mit der großen Zehe nicht hineinkam, gab ihr die Mutter ein Messer und riet ihr, die Zehe abzuhacken: "Wann du Königin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen." Das Mädchen befolgte den Rat, zwängte den Fuß in den Schuh und verbiss den Schmerz.
Der Königssohn nahm sie als Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort. Sie mussten jedoch am Grab der Mutter vorbei, wo zwei Täubchen auf dem Haselbäumchen saßen und riefen: "Rucke di guck, rucke di guck, Blut ist im Schuck: der Schuck ist zu klein, die rechte Braut sitzt noch daheim." Der Prinz sah das Blut im Schuh, brachte die falsche Braut zurück und verlangte, dass die andere Schwester den Schuh anprobiere.
“rucke di guck, rucke di guck,
Blut ist im Schuck:
der Schuck ist zu klein,
die rechte Braut sitzt noch daheim.”
Da blickte er auf ihren Fuß und sah, wie das Blut herausquoll.
Die zweite Schwester konnte mit den Zehen in den Schuh kommen, aber die Ferse war zu groß. Auf Anraten der Mutter hackte sie ein Stück von der Ferse ab. Der Königssohn nahm auch sie mit, doch die Täubchen warnten ihn erneut. Als er das Blut sah, brachte er auch diese falsche Braut zurück und fragte, ob es noch eine andere Tochter gäbe.
Aschenputtel wird als die wahre Braut entdeckt
Der Vater erwähnte, dass nur noch das kleine, verbuttete Aschenputtel von seiner verstorbenen Frau da sei, aber das könne unmöglich die Braut sein. Der Königssohn bestand jedoch darauf, sie zu sehen. Aschenputtel wusch sich Hände und Gesicht, trat vor den Königssohn und neigte sich. Er reichte ihr den goldenen Schuh.
Aschenputtel setzte sich auf einen Schemel, zog den schweren Holzschuh aus und schlüpfte mühelos in den goldenen Pantoffel. Als sie ihr Gesicht erhob, erkannte der Königssohn in ihr die schöne Tänzerin und rief: "Das ist die rechte Braut!" Die Stiefmutter und die Schwestern erbleichten vor Ärger, während der Prinz Aschenputtel auf sein Pferd nahm und mit ihr davonritt.
Die Hochzeit und die Bestrafung der Stiefschwestern
Als sie am Haselbäumchen vorbeiritten, riefen die zwei weißen Täubchen: "Rucke di guck, rucke di guck, kein Blut im Schuck: der Schuck ist nicht zu klein, die rechte Braut die führt er heim." Die Täubchen flogen herab und setzten sich auf Aschenputtels Schultern, eine rechts, die andere links.
Bei der Hochzeit versuchten die falschen Schwestern, sich einzuschmeicheln und an Aschenputtels Glück teilzuhaben. Auf dem Weg zur Kirche pickten die Tauben jeder Schwester ein Auge aus, und auf dem Rückweg das andere Auge. So wurden sie für ihre Bosheit und Falschheit mit Blindheit bestraft.