Der Sandmann (Hoffmann)
Sehr kurze Zusammenfassung
Eine deutsche Stadt, Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Student Nathanael wurde als Kind von der Figur des Sandmanns traumatisiert, die sich als der unheimliche Advokat Coppelius entpuppte, der mit seinem Vater alchemistische Experimente durchführte.
Bei einem dieser Experimente kam Nathanaels Vater ums Leben. Jahre später glaubte Nathanael, Coppelius in dem italienischen Wetterglashändler Coppola wiederzuerkennen.
Seine Verlobte Clara versuchte, ihn von diesen Wahnvorstellungen abzubringen.
Nathanael verliebte sich in Olimpia, die vermeintliche Tochter seines Professors Spalanzani. Als er sie besuchen wollte, wurde er Zeuge eines Streits zwischen Spalanzani und Coppola um die lebensechte Puppe Olimpia.
Nathanael erblickte Olimpias toderbleichtes Wachsgesicht, das keine Augen hatte, statt ihrer schwarze Höhlen; sie war eine leblose Puppe. Spalanzani wälzte sich auf der Erde, Glasscherben hatten ihm Kopf und Brust zerschnitten.
Diese Entdeckung stürzte Nathanael in den Wahnsinn. Nach seiner Genesung versöhnte er sich mit Clara, doch als er mit ihr auf einen Turm stieg und durch Coppolas Perspektiv schaute, verfiel er erneut dem Wahnsinn. Er versuchte, Clara hinabzustürzen, wurde aber von ihrem Bruder daran gehindert. Als Nathanael unten Coppelius erblickte, sprang er selbst in den Tod.
Ausführliche Zusammenfassung nach Teilen
Die Titel der Teile und ihre Unterteilung in Kapitel sind redaktionell.
Teil 1. Der Briefwechsel
Nathanaels traumatische Kindheitserinnerungen
In einem Brief an seinen Freund Lothar schilderte der Student Nathanael seine beunruhigenden Erlebnisse.
Ein Wetterglashändler namens Coppola hatte ihn aufgesucht, in dem er den schrecklichen Advokaten Coppelius aus seiner Kindheit wiederzuerkennen glaubte. Dieser Coppelius war regelmäßig abends zu seinem Vater gekommen, um mit ihm alchemistische Experimente durchzuführen.
Das ist ein böser Mann, der kommt zu den Kindern, wenn sie nicht zu Bett gehen wollen und wirft ihnen Händevoll Sand in die Augen, daß sie blutig zum Kopf herausspringen, die wirft er dann in den Sack.
Als Kind hatte Nathanael sich eines Abends im Arbeitszimmer seines Vaters versteckt und beobachtet, wie Coppelius und sein Vater an einem geheimnisvollen Herd arbeiteten. Coppelius hatte ihn entdeckt und gedroht, ihm die Augen auszureißen. Ein Jahr später kam es bei einem weiteren Experiment zu einer Explosion, bei der Nathanaels Vater ums Leben kam.
Claras rationaler Erklärungsversuch
Der Brief gelangte versehentlich in die Hände von Clara, Nathanaels Verlobter, die ihm daraufhin einen ausführlichen Antwortbrief schrieb.
Gibt es eine dunkle Macht, die so recht feindlich und verräterisch einen Faden in unser Inneres legt, woran sie uns dann festpackt und fortzieht auf einem gefahrvollen verderblichen Wege.
Clara versuchte, Nathanaels Ängste rational zu erklären. Sie argumentierte, dass die dunklen Mächte nur in seinem Inneren existierten und keine reale Bedrohung darstellten. Nathanael reagierte gekränkt auf Claras nüchterne Analyse.
Die Begegnung mit Coppola
In einem weiteren Brief an Lothar berichtete Nathanael von seiner Begegnung mit dem Wetterglashändler Giuseppe Coppola.
Teil 2. Die Erzählung
Nathanaels Rückkehr und Versöhnung
Nathanael kehrte in seine Heimatstadt zurück und versöhnte sich mit Clara. Seine düsteren Gedanken schienen verflogen, doch bald begann er, Clara mit seinen mystischen Dichtungen zu quälen. Als sie seine Werke als düster und unverständlich kritisierte, nannte er sie ein 'lebloses Automat'. Ein Streit zwischen Nathanael und Claras Bruder Lothar konnte nur durch Claras Eingreifen verhindert werden.
Clara hatte die lebenskräftige Fantasie des heitern unbefangenen, kindischen Kindes, ein tiefes weiblich zartes Gemüt, einen gar hellen scharf sichtenden Verstand.
Die Begegnung mit Olimpia
Nach seiner Rückkehr an die Universität begegnete Nathanael der schönen Olimpia, der Tochter des Professors Spalanzani. Er beobachtete sie durch ein von Coppola gekauftes Perspektiv und verliebte sich in sie.
Nun sah Nathanael erst Olimpias wunderschön geformtes Gesicht. Nur die Augen schienen ihm gar seltsam starr und tot. Doch wie er immer schärfer durch das Glas hinschaute, war es, als gingen feuchte Mondesstrahlen auf.
Auf einem Ball in Spalanzanis Haus tanzte Nathanael mit Olimpia und war von ihrer mechanischen Perfektion begeistert. Er besuchte sie täglich und las ihr stundenlang seine Dichtungen vor. Olimpia antwortete nur mit 'Ach!' und 'Oh!', was Nathanael als Zeichen tiefen Verständnisses deutete. Sein Freund Siegmund warnte ihn vor Olimpias Leblosigkeit, doch Nathanael wies alle Bedenken zurück.
Olimpias Entlarvung und Nathanaels Zusammenbruch
Als Nathanael Olimpia einen Heiratsantrag machen wollte, wurde er Zeuge eines heftigen Streits zwischen Spalanzani und Coppola. Die beiden kämpften um eine leblose Puppe - Olimpia. Coppola, der die Augen für den Automaten geliefert hatte, riss die Puppe an sich. Spalanzani warf Nathanael Olimpias blutige Augen entgegen.
Da packte ihn der Wahnsinn mit glühenden Krallen und fuhr in sein Inneres hinein Sinn und Gedanken zerreißend. 'Hui - hui - hui! - Feuerkreis - Feuerkreis! dreh dich Feuerkreis - lustig - lustig!'
Nathanael verfiel in rasenden Wahnsinn und wurde in eine Anstalt eingeliefert. Spalanzani musste die Universität verlassen, nachdem bekannt wurde, dass er einen Automaten als lebende Person ausgegeben hatte. Coppola verschwand spurlos.
Scheinbare Genesung und tragisches Ende
Nach einiger Zeit erholte sich Nathanael und kehrte zu Clara zurück. Die Familie plante, in ein Landgut zu ziehen, das sie geerbt hatte. Nathanael schien geheilt und erkannte Claras 'himmlisch reines, herrliches Gemüt'. Doch als er mit Clara den Ratsturm bestieg und durch Coppolas Perspektiv blickte, brach sein Wahnsinn erneut aus.
Nathanael blieb plötzlich wie erstarrt stehen, er bückte sich herab, wurde den Coppelius gewahr und mit dem gellenden Schrei: 'Ha! Sköne Oke - Sköne Oke', sprang er über das Geländer.
Er versuchte, Clara in die Tiefe zu stürzen, wurde aber von ihrem Bruder Lothar gerettet. Als Nathanael den Advokaten Coppelius unten auf dem Marktplatz erblickte, stürzte er sich selbst in den Tod. Clara fand später ihr Glück mit einem anderen Mann.