Die Bremer Stadtmusikanten (Grimm)
Kurze Zusammenfassung
Deutschland, märchenhafte Zeit. Ein alter Esel, der seiner schweren Arbeit nicht mehr gewachsen war, lief davon, da ihn sein Besitzer nicht mehr versorgen wollte. Er beschloss, in Bremen Stadtmusikant zu werden. Unterwegs traf er einen alten Jagdhund, eine verbitterte Katze und einen Hahn, die ebenfalls geflohen waren, da ihre Besitzer sie wegen Altersschwäche töten wollten. Gemeinsam beschlossen sie, nach Bremen zu gehen, um dort Musiker zu werden.
Als es Abend wurde, sahen sie im Wald ein Licht und fanden ein Räuberhaus. Die Tiere kletterten übereinander ans Fenster und begannen gleichzeitig fürchterlich zu schreien, zu bellen, zu miauen und zu krähen.
„Die Räuber fuhren bei dem entsetzlichen Geschrei in die Höhe, meinten nicht anders als ein Gespenst käme herein, und flohen in größter Furcht in den Wald hinaus.“
Die Tiere aßen sich satt und schliefen ein. Als ein Räuber nachts zurückkam und die Katze Feueraugen hielt, wurde er gekratzt, vom Hund gebissen, vom Esel getreten und vom Hahn erschreckt. Die Räuber kehrten nie zurück, und die Tiere lebten fortan glücklich in ihrem neu gewonnenen Zuhause.
Ausführliche Zusammenfassung
Die Gliederung in Abschnitte ist redaktionell.
Der alte Esel auf dem Weg nach Bremen
Ein Mann besaß einen alten Esel, der viele Jahre lang Säcke zur Mühle getragen hatte. Als die Kräfte des Tieres nachließen und es für die Arbeit immer untauglicher wurde, wollte der Herr ihn loswerden. Der Esel bemerkte die böse Absicht und beschloss zu fliehen.
„Aber der Esel merkte, daß kein guter Wind wehte, lief fort und machte sich auf den Weg nach Bremen, dort, meinte er, könnte er ja Stadtmusikant werden.“
Die Begegnung mit dem Hund und der Katze
Nach kurzer Zeit traf der Esel einen Jagdhund am Wegesrand, der erschöpft keuchte. Der Hund erzählte, dass sein Herr ihn töten wollte, weil er alt und schwach geworden war und bei der Jagd nicht mehr mithalten konnte. Der Esel lud ihn ein, mit nach Bremen zu kommen und dort Stadtmusikant zu werden.
Bald darauf begegneten sie einer Katze, die traurig am Wegesrand saß. Sie klagte, dass ihre Herrin sie ertränken wollte, weil sie alt geworden war und lieber hinter dem Ofen saß als Mäuse zu jagen. Der Esel schlug vor, dass sie sich ihnen anschließen und mit nach Bremen gehen sollte.
Der Hahn schließt sich an und die Gruppe ist vollständig
Als die drei Tiere an einem Hof vorbeikamen, hörten sie einen Hahn laut krähen. Er erzählte ihnen, dass er am nächsten Tag geschlachtet werden sollte, weil Gäste kommen würden. Der Esel forderte ihn auf, mit ihnen nach Bremen zu gehen.
„Ei was, du Rothkopf, zieh lieber mit uns fort nach Bremen, etwas besseres als den Tod findest du überall; du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musiciren, so muß es eine Art haben.“
Der Hahn ließ sich überzeugen und schloss sich der Gruppe an. So machten sich die vier Tiere gemeinsam auf den Weg nach Bremen.
Die Entdeckung des Räuberhauses
Da sie Bremen an einem Tag nicht erreichen konnten, beschlossen die Tiere, im Wald zu übernachten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, während die Katze und der Hahn es sich in den Ästen bequem machten. Bevor der Hahn einschlief, sah er in der Ferne ein Licht und rief seinen Gefährten zu, dass dort ein Haus sein müsse.
Die Tiere machten sich auf den Weg zu dem Licht und entdeckten ein hell erleuchtetes Haus. Der Esel schaute durch das Fenster und sah einen gedeckten Tisch mit Essen und Trinken, an dem Räuber saßen und es sich gut gehen ließen.
Die hungrigen Tiere überlegten, wie sie die Räuber vertreiben könnten. Schließlich fanden sie einen Plan: Der Esel stellte sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster, der Hund sprang auf seinen Rücken, die Katze kletterte auf den Hund, und der Hahn setzte sich auf den Kopf der Katze.
„Da rathschlagten die Thiere, wie sie es anfangen müßten, um die Räuber hinaus zu jagen, und fanden endlich ein Mittel.“
Die Vertreibung der Räuber und die Übernahme des Hauses
Auf ein Zeichen begannen alle Tiere gleichzeitig, ihre Musik zu machen: Der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute und der Hahn krähte. Dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube, wobei die Scheiben klirrend zerbrachen.
Die Räuber erschraken bei dem entsetzlichen Geschrei, dachten, ein Gespenst käme herein, und flohen in großer Furcht in den Wald. Die vier Tiere setzten sich an den Tisch und aßen, als ob sie vier Wochen hungern sollten.
Nach dem Essen löschten die Tiere das Licht und suchten sich Schlafplätze. Der Esel legte sich auf den Mist, der Hund hinter die Tür, die Katze auf den Herd in die warme Asche und der Hahn setzte sich auf den Balken. Müde von ihrem langen Weg schliefen sie bald ein.
Die Rückkehr eines Räubers und der endgültige Sieg der Tiere
Als Mitternacht vorüber war und die Räuber von weitem sahen, dass kein Licht mehr im Haus brannte, schickte der Hauptmann einen von ihnen zurück, um das Haus zu untersuchen.
Der Räuber fand alles still vor und ging in die Küche, um ein Licht anzuzünden. Er hielt die glühenden Augen der Katze für Kohlen und wollte ein Streichholz daran anzünden. Die Katze sprang ihm ins Gesicht und kratzte ihn. Als er zur Hintertür fliehen wollte, biss ihn der Hund ins Bein. Auf dem Hof trat ihm der Esel kräftig mit dem Hinterfuß, und der Hahn rief vom Balken herab: "Kikeriki!"
„Ach, in dem Haus sitzt eine gräuliche Hexe, die hat mich angehaucht und mit ihren langen Fingern mir das Gesicht zerkratzt... und oben auf dem Dache, da sitzt der Richter, der rief ‾bringt mir den Schelm her‼.“
Der Räuber floh zu seinem Hauptmann zurück und berichtete von seinen schrecklichen Erlebnissen. Von da an wagten sich die Räuber nicht mehr in das Haus. Den vier Bremer Stadtmusikanten gefiel es dort so gut, dass sie nicht wieder fortgehen wollten. Und so blieben sie für immer dort.
„Von nun an getrauten sich die Räuber nicht weiter in das Haus, den vier Bremer Musikanten gefiels aber so wohl darin, daß sie nicht wieder heraus wollten.“