Die Jüdin von Toledo (Grillparzer)

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Die Jüdin von Toledo
Historisches Trauerspiel in fünf Aufzügen
1872
Inhaltsangabe des Buches
Das Original liest sich in 110 Minuten
Kurzbeschreibung
Ein König verliebte sich in eine schöne Jüdin und vernachlässigte seine Pflichten. Die Königin und Adligen ermordeten sie. Aus Schmerz und Schuld führte er alle in die Schlacht gegen die Feinde.

Kurze Zusammenfassung

Toledo und Umgebung, um das Jahr 1195. König Alfonso VIII. von Kastilien wandelte mit seiner Gemahlin Eleonore von England im königlichen Garten, als der Jude Isaak mit seinen beiden Töchtern erschien. Das jüngere Mädchen Rahel wurde von Gärtnern verfolgt, weil Juden der Zutritt zum Garten verboten war, wenn der Hof anwesend war.

Rahel flehte um Schutz und warf sich vor dem König nieder. Alfonso gewährte ihr Schutz und beauftragte Don Garceran, sie nach Hause zu geleiten. Die Königin verließ erzürnt den Garten. Alfonso war von Rahels Schönheit fasziniert und brachte sie in einem Gartenhaus unter, wo er sie regelmäßig besuchte.

Die Königin und die Standesherren unter Führung von Manrique de Lara waren über das Verhältnis des Königs empört. Während der König seine Zeit mit Rahel in seinem Lustschloss Retiro verbrachte, rüsteten sich die Mauren zum Krieg. Die Königin berief heimlich die Stände ein, um über das Schicksal der Jüdin zu beraten.

Als Alfonso von der Versammlung erfuhr, kehrte er nach Toledo zurück und löste den Landtag auf. Er versöhnte sich mit seiner Gemahlin und schwor, Rahel zu verlassen. Doch die Standesherren waren bereits nach Retiro geritten, um die Jüdin zu töten. Alfonso eilte ihnen nach, kam aber zu spät.

Rahel war ermordet worden. Der König fand das verwüstete Schloss und die Leiche der jungen Frau. In seinem Schmerz und seiner Wut schwor er Rache an den Mördern. Als die Standesherren mit der Königin und dem Prinzen zurückkehrten, stellte er sie zur Rede.

Dann wird das Bild des Opfers, das dir fiel... vor deine zagend bange Seele treten! Dann denkst du an die Juedin von Toledo.

Mit diesen prophetischen Worten verfluchte Esther, Rahels Schwester, den König. Alfonso erkannte seine Mitschuld am Tod der Geliebten und beschloss, seine Schuld im Kampf gegen die Mauren zu sühnen. Er ernannte seinen Sohn zum König und führte die schuldigen Standesherren in die Schlacht, wo sie für ihre Tat büßen sollten.

Ausführliche Inhaltsangabe nach Aufzügen

Die Untertitel der Aufzüge sind redaktionell.

Aufzug 1. Die verbotene Begegnung im königlichen Garten

Im Jahr 1195 wandelte König Alfonso VIII. von Kastilien mit seiner Gemahlin Eleonore von England durch den königlichen Garten von Toledo. Der König erzählte seiner Frau von seiner Kindheit in dieser Stadt, wo er als vaterloser Knabe vor seinem Onkel, dem König von Leon, Schutz gesucht hatte. Damals hatten treue Männer wie Don Estevan Illan und Manrique Graf von Lara ihn im Turm von Sankt Roman verborgen und später dem Volk als rechtmäßigen Herrscher präsentiert.

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Alfonso VIII. — König von Kastilien, mittleren Alters, verheiratet, pflichtbewusst aber leidenschaftlich, zerrissen zwischen Staatsräson und Liebe zu Rahel.
👸🏻
Eleonore von England — Königin, Alfonsos Gemahlin, Tochter Heinrichs II., tugendhafte und sittsame Frau, leidet unter der Untreue ihres Gatten.

Während der König von vergangenen Zeiten sprach, erschien Don Garceran mit Nachrichten von der Grenze. Er berichtete von maurischen Rüstungen und der Ankunft von Schiffen aus Afrika, die Truppen nach Cadiz brachten. Der neue Herrscher von Marokko, Ben Jussuf, sammelte ein gewaltiges Heer für einen bevorstehenden Angriff auf Kastilien.

🤴🏻
Don Garceran — Manriques Sohn, junger Ritter, Alfonsos Jugendfreund, zerrissen zwischen Loyalität zum König und zu seinem Vater.

Plötzlich unterbrach Geschrei die Unterredung. Im Garten waren der alte jüdische Händler Isaak und seine beiden Töchter Rahel und Esther von Gartenknechten verfolgt worden, da Juden der Zutritt zum königlichen Garten verboten war, wenn der Hof anwesend war. Die junge Rahel floh in Todesangst vor ihren Verfolgern und warf sich dem König zu Füßen.

👸🏽
Rahel — junge Jüdin, Isaaks Tochter, schön und lebenslustig, eitel und verspielt, wird des Königs Geliebte und stirbt am Ende.
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Esther — Rahels ältere Schwester, besonnene und kluge junge Jüdin, versucht Rahel vor Unheil zu bewahren.
👴🏽
Isaak — alter jüdischer Händler, Vater von Rahel und Esther, geldgierig und ängstlich, aber auch um seine Töchter besorgt.

Ich will nicht sterben, will nicht! Nein, nein, nein! Sie wirft sich vor dem Koenige nieder, seinen rechten Fuss umklammernd, das Haupt zu Boden gesenkt.

Alfonso war von Rahels Schönheit und ihrer verzweifelten Bitte um Schutz gerührt. Er gewährte ihr und ihrer Familie Sicherheit und befahl Garceran, sie in eines der Gartenhäuser zu bringen. Die Königin verließ empört die Szene, da ihr die Aufmerksamkeit ihres Gatten für die junge Jüdin missfiel.

Aufzug 2. Rahels Spiel im Gartenhaus und Alfonsos erwachte Leidenschaft

Im Gartenhaus hatte sich Rahel von ihrem Schrecken erholt und begann übermütig mit den kostbaren Gegenständen zu spielen. Sie öffnete Schränke mit Karnevalskleidern, setzte sich eine Krone auf und legte einen prächtigen Mantel um. Dann nahm sie ein Bildnis des Königs von der Wand und spielte, sie sei seine Königin und das Bild ihr Gemahl.

Alfonso, der ursprünglich nur kurz nach den Juden sehen wollte, wurde Zeuge dieses Spiels. Fasziniert von Rahels natürlicher Anmut und ihrer kindlichen Unbefangenheit, blieb er länger als geplant. Als die Königin mit ihrem Gefolge erschien und die Szene erblickte, verließ sie voller Empörung das Gartenhaus.

Der König befahl Garceran, Rahel und ihre Familie nach Hause zu bringen, doch als er das Seitengemach betrat, entdeckte er, dass Rahel sein Bildnis gegen ihr eigenes vertauscht hatte. Dieses Bild brannte förmlich in seinen Händen, und er spürte eine seltsame Macht von ihm ausgehen. Obwohl er sich gegen diese Anziehung zu wehren suchte, steckte er das Bild schließlich an seine Brust.

So ist die Ehre und der Ruf der Welt kein ebner Weg... Ist's nur des Gauklers ausgespanntes Seil auf dem ein Fehltritt von der Hoehe stuerzt?

Alfonso erkannte, dass er sich in einer gefährlichen Lage befand. Seine Ehre als König und seine Pflichten gegenüber dem Reich standen im Widerspruch zu der wachsenden Faszination für die junge Jüdin. Dennoch konnte er sich nicht von dem Gedanken an sie lösen und beschloss, sie in das abgelegene Lustschloss Retiro zu bringen, wo sein Ahnherr Don Sancho einst mit einer Maurin gelebt hatte.

Die Königin und die Großen des Reiches erkannten die Gefahr, die von dieser Liaison ausging. Manrique de Lara, Alfonsos ehemaliger Erzieher und treuer Berater, sah mit wachsender Sorge, wie sein König sich von seinen Pflichten entfernte. Die politische Situation wurde immer bedrohlicher, während Alfonso nur noch Augen für Rahel hatte.

🧔🏻
Manrique de Lara — Graf von Lara, Almirante von Kastilien, älterer Mann, Alfonsos ehemaliger Erzieher und Berater, streng und pflichtbewusst.

Aufzug 3. Liebesidylle im Lustschloss und wachsende politische Spannungen

Im Lustschloss Retiro lebte Alfonso nun offen mit Rahel zusammen. Die junge Jüdin genoss das luxuriöse Leben und die Aufmerksamkeit des Königs, während ihr Vater Isaak sich als einflussreicher Berater des Herrschers aufspielte und die Bittsteller abfertigte. Rahel kokettierte mit Garceran und neckte den König mit ihrer Launenhaftigkeit.

Bin ich nicht schoen,
Bin ich nicht reich?
Und sie aergern sich,
Und mich kuemmert's nicht. La la la la.

Garceran versuchte vergeblich, den König zur Vernunft zu bringen und ihn an seine Pflichten zu erinnern. Die Feinde rüsteten sich an den Grenzen, doch Alfonso schien nur noch für seine Geliebte zu leben. Als Esther mit beunruhigenden Nachrichten aus Toledo kam, erfuhr der König, dass die Königin das Schloss verlassen hatte und sich mit Manrique de Lara und anderen Großen beriet.

Die Nachricht, dass die Stände sich ohne seine Einberufung versammelt hatten, riss Alfonso aus seinem Liebesrausch. Er erkannte, dass seine Autorität als König in Gefahr war und dass man ihn für regierungsunfähig hielt. Schweren Herzens verließ er Rahel, um nach Toledo zurückzukehren und seine Macht zu behaupten.

Und hab ihn, Schwester, wahrhaft doch geliebt... Ungluecklich bin ich, Schwester, rettungslos!

Rahel erkannte instinktiv, dass diese Trennung endgültig sein könnte. Ihre Liebe zu Alfonso war echt gewesen, auch wenn sie oft spielerisch und launenhaft erschienen war. Esther warnte ihre Schwester vor der wachsenden Gefahr, doch es war bereits zu spät. Das Volk war gegen die Juden aufgebracht, und die Großen des Reiches sahen in Rahel die Ursache aller Übel.

Isaak, der die Zeichen der Zeit erkannte, rüstete sich mit einem Harnisch und versteckte seine Wertsachen. Die Familie war im Lustschloss gefangen, während draußen die Ereignisse ihren verhängnisvollen Lauf nahmen. Die Brücken wurden hochgezogen, als der König das Schloss verließ, und die Juden blieben schutzlos zurück.

Aufzug 4. Landtag der Großen, Eifersucht und Staatskrise

In Toledo hatten sich die kastilischen Stände unter Führung von Manrique de Lara versammelt. Die Königin nahm an der Beratung teil, obwohl ihr das Thema schwer fiel. Manrique erklärte, dass der König durch seine Liaison mit der Jüdin seine Pflichten vernachlässige und das Reich in Gefahr bringe. Die maurische Bedrohung erfordere einen handlungsfähigen Herrscher.

Die Versammelten diskutierten verschiedene Lösungen: Bestechung, Verbannung oder andere Mittel, um Rahel zu entfernen. Als Manrique zögernd den dritten Vorschlag andeutete, sprach die Königin das aus, was er nicht zu sagen wagte.

Ist denn die Ehe nicht das Heiligste... Dagegen hat nun dieses Weib gefrevelt... So reinigt Euren Koenig und sein Land.

Eleonore von England rechtfertigte ihre harten Worte mit der Heiligkeit der Ehe und der Notwendigkeit, die königliche Würde zu bewahren. Sie sah in Rahels Tod die einzige Möglichkeit, ihren Gatten zu retten und die Legitimität ihrer eigenen Ehe und ihres Sohnes zu sichern.

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Der Prinz — Sohn von Alfonso und Eleonore, Kind, wird am Ende symbolisch zum König erhoben.

Als Alfonso unerwartet in Toledo eintraf, löste Garceran im königlichen Auftrag die Versammlung auf. Der König traf auf seine Gemahlin und versuchte eine Versöhnung. Doch das Gespräch offenbarte die tiefe Kluft zwischen ihnen. Alfonso verteidigte seine Handlungen und warf der Königin vor, sich mit den Vasallen gegen ihn verbündet zu haben.

Während des Gesprächs trug der König noch immer Rahels Bildnis an seiner Brust. Als er es demonstrativ anlegte, um seiner Frau zu zeigen, dass es keine Macht über ihn habe, wurde deutlich, dass er noch immer unter dem Bann der Jüdin stand. Die Königin verließ entsetzt das Gemach, und Alfonso erkannte, dass er völlig isoliert war.

Als er entdeckte, dass auch die Königin das Schloss verlassen hatte und die Stände den Weg nach Retiro genommen hatten, begriff Alfonso die tödliche Gefahr für Rahel. Verzweifelt suchte er nach einem Pferd, um sie zu retten, doch alle Tiere waren weggebracht worden. Die Verschwörer hatten ihn erfolgreich von seinem Lustschloss abgeschnitten.

Aufzug 5. Mord an Rahel und Alfonsos Schwur der Vergeltung

Im verwüsteten Lustschloss Retiro fand Alfonso nur noch Isaak und Esther vor. Die Großen hatten Rahel ermordet und waren bereits geflohen. Esther berichtete dem König von den letzten Stunden ihrer Schwester, die trotz aller Furcht bis zuletzt gehofft hatte, Alfonso würde sie retten. Der alte Isaak war vor Kummer fast wahnsinnig geworden.

Alfonso war von Schmerz und Rachsucht erfüllt. Er schickte seinen Knappen ins Dorf, um das Volk zu sammeln, und schwor, alle Schuldigen zu bestrafen. In seiner Verzweiflung wollte er Rahels Leichnam sehen, um sich in seinem Hass zu bestärken und sich gegen jedes menschliche Gefühl zu wappnen.

Sie aber war die Wahrheit, ob verzerrt, all was sie tat ging aus aus ihrem Selbst, urploetzlich, unverhofft und ohne Beispiel.

Als die Verschwörer zurückkehrten, um sich dem König zu stellen, fanden sie einen völlig veränderten Mann vor. Alfonso hatte Rahels Leichnam gesehen und war von der Erfahrung zutiefst erschüttert. Die Königin, Manrique de Lara, Garceran und die anderen Großen erwarteten ihn mit abgelegten Waffen, bereit, die Verantwortung für ihre Tat zu übernehmen.

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Dona Clara — Ehrendame der Königin, junge adlige Dame, Garcerans Verlobte, sittsam und zurückhaltend.

Wir haben an dem Koenig uns versuendigt, das Gute wollend, aber nicht das Recht. Wir wollen uns dem Rechte nicht entziehn.

Doch anstatt die erwartete Rache zu vollziehen, fand Alfonso zu einer anderen Lösung. Er erkannte seine eigene Schuld an der Tragödie und beschloss, dass alle Beteiligten ihre Sünden im Kampf gegen die Mauren sühnen sollten. Er erhob seinen Sohn symbolisch zum König und erklärte sich selbst zum Feldhauptmann, der das Reich gegen die äußeren Feinde verteidigen würde.

Versöhnt mit seiner Gemahlin und den Großen, aber innerlich gebrochen, führte Alfonso den Zug aus dem Schloss. Die Königin und die junge Dona Clara geleiteten den Prinzen, während die Männer sich um den König scharten. Alle sollten in der vordersten Schlachtreihe kämpfen und dort entweder den Sieg erringen oder den Tod finden.

Esther blieb mit ihrem Vater im zerstörten Schloss zurück. Sie prophezeite dem abziehenden König, dass Rahels Bild ihn in der Schlacht verfolgen würde - nicht in der Schönheit, die ihn einst betört hatte, sondern entstellt und anklagend, wie er sie zuletzt gesehen hatte. Die Jüdin von Toledo war tot, aber ihr Schatten würde Alfonso für immer begleiten.

Das Trauerspiel endete mit der Erkenntnis, dass alle Beteiligten - der König, die Königin, die Großen und auch die Juden selbst - Schuld an der Tragödie trugen. Rahels Tod war das Opfer, das die zerrissene Ordnung des Reiches wiederherstellen sollte, doch der Preis war hoch: die Unschuld war verloren, und nur Vergebung konnte noch Heilung bringen. Esther sprach die letzten Worte des Stücks, in denen sie zur Vergebung aufrief, damit auch ihnen Gott vergeben möge.