Die kluge Bauerntochter (Grimm)
Sehr kurze Zusammenfassung
In einer märchenhaften Zeit lebten ein armer Bauer und seine Tochter. Beim Pflügen des kleinen Ackers, den der König ihnen geschenkt hatte, fanden sie einen goldenen Mörser. Der Vater wollte ihn dem König schenken, doch die Tochter warnte, er werde auch den fehlenden goldenen Stößer verlangen. Tatsächlich wurde der Bauer gefangen genommen, bis er diesen Stößer beschaffen könne.
Als der König von ihrer Klugheit erfuhr, wollte er sie heiraten, falls sie ein schwieriges Rätsel lösen könne. Sie sollte kommen „nicht gekleidet und nicht nackt, nicht geritten und nicht gefahren, nicht auf dem Wege und nicht außer dem Wege“. Mithilfe von Fischernetzen und einem Esel löste sie meisterhaft das Rätsel.
Einige Jahre nach der Hochzeit entschied der König ungerecht: Ein Bauer verlor sein Fohlen an einen anderen, dessen Ochsen es an sich gezogen hatten. Die Bauerntochter half dem betrogenen Bauern heimlich, den König zu Einsicht zu bewegen. Wütend schickte er sie fort, erlaubte ihr jedoch, das Liebste mitzunehmen. Sie betäubte ihn mit einem Schlaftrunk, brachte ihn ins Bauernhaus und sagte nach seinem Erwachen:
“lieber Herr König, ihr habt mir befohlen, ich sollte das Liebste und Beste aus dem Schloß mitnehmen, nun habe ich nichts Besseres und Lieberes als dich, da hab ich dich mitgenommen”
Gerührt versöhnte sich der König mit ihr und nahm sie zurück ins Schloss.
Detaillierte Zusammenfassung
Die Einteilung in Kapitel ist redaktionell.
Der arme Bauer und der goldene Mörser
Es war einmal ein armer Bauer, der mit seiner Tochter in einem kleinen Häuschen lebte. Da sie kein Land besaßen, schlug die Tochter vor, den König um ein Stück Rottland zu bitten. Der König hörte von ihrer Armut und schenkte ihnen ein Stück Rasen, das sie umgruben, um darauf Korn anzubauen.
Die Gefangenschaft des Bauern
Als sie den Acker fast fertig umgegraben hatten, fanden sie einen goldenen Mörser in der Erde. Der Vater wollte ihn dem König bringen, doch die Tochter warnte ihn: Wenn sie den Mörser abgeben, würden sie auch den dazugehörigen Stößer liefern müssen. Der Bauer hörte nicht auf sie und brachte den Mörser zum König.
Der König nahm den Mörser und fragte nach dem Stößer. Als der Bauer sagte, sie hätten keinen gefunden, ließ der König ihn ins Gefängnis werfen, bis er den Stößer herbeischaffen würde.
Im Gefängnis bekam der Bauer täglich Wasser und Brot von den Bedienten. Diese hörten, wie er immer wieder klagte: "Ach, hätt ich meiner Tochter gehört!" Sie berichteten dem König davon, der den Bauern zu sich bringen ließ und fragte, was seine Tochter gesagt habe.
“Vater, wenn wir den Mörsel haben und haben den Stößer nicht, dann müssen wir auch den Stößer herbei schaffen: darum schweigt lieber still”
Das Rätsel des Königs
Als der König von der Klugheit der Tochter erfuhr, ließ er sie kommen und stellte ihr ein Rätsel: Sie sollte zu ihm kommen, weder gekleidet noch nackt, weder geritten noch gefahren, weder im Weg noch außer dem Weg. Wenn sie das schaffen würde, wollte er sie heiraten.
“komm zu mir, nicht gekleidet, nicht nackend, nicht geritten, nicht gefahren, nicht in dem Weg, nicht außer dem Weg, und wenn du das kannst, will ich dich heirathen”
Die Bauerntochter löste das Rätsel geschickt: Sie zog sich nackt aus, wickelte sich in ein Fischernetz, lieh einen Esel und band das Netz an dessen Schwanz, sodass er sie ziehen musste. Der Esel schleppte sie in der Fahrgleise, wobei sie nur mit der großen Zehe den Boden berührte. So war sie weder gekleidet noch nackt, weder geritten noch gefahren, weder im Weg noch außer dem Weg.
Die Hochzeit und das Leben am Hof
Der König erkannte, dass sie das Rätsel gelöst hatte, ließ ihren Vater aus dem Gefängnis frei und heiratete die kluge Bauerntochter. Er vertraute ihr die Verwaltung des königlichen Gutes an, und sie lebten einige Jahre glücklich zusammen.
Der Streit um das Füllen
Eines Tages, als der König zur Parade zog, hielten Bauern mit ihren Wagen vor dem Schloss. Ein Bauer hatte drei Pferde, von denen eines ein Füllen bekam. Das Füllen legte sich zwischen zwei Ochsen, die einem anderen Bauern gehörten. Es entstand ein Streit darüber, wem das Füllen gehörte.
Der König entschied, dass das Füllen dem Ochsenbauern gehören sollte, da es zwischen seinen Ochsen gelegen hatte. Der Pferdebesitzer war verzweifelt und wandte sich an die Königin, die für ihre Güte bekannt war.
Die Verbannung der Königin
Die Königin riet dem Bauern, sich mit einem Fischernetz auf die Straße zu stellen, wo der König vorbeikommen würde, und so zu tun, als würde er auf trockenem Boden fischen. Als der König ihn fragte, was er da tue, sollte er antworten: "So gut wie zwei Ochsen ein Füllen bekommen können, so gut kann ich auch auf trockenem Boden fischen."
Der Bauer tat, wie ihm geraten wurde. Der König schickte seinen Laufer, um zu fragen, was der Mann da mache. Als der König die Antwort hörte, ließ er den Bauern zu sich bringen und zwang ihn zu gestehen, dass er den Rat von der Königin erhalten hatte.
“warum bist du so falsch mit mir, ich will dich nicht mehr zur Gemahlin; deine Zeit ist um, geh wieder hin, woher du kommen bist, in dein Bauernhäuschen”
Die kluge Lösung und Versöhnung
Der König war zornig und verbannte die Königin zurück in ihr Bauernhaus. Er erlaubte ihr jedoch, das Liebste und Beste aus dem Schloss mitzunehmen. Die Königin stimmte zu und bat um einen letzten Abschiedstrunk mit dem König.
Sie gab dem König einen starken Schlaftrunk, und als er eingeschlafen war, wickelte sie ihn in ein weißes Leinentuch und ließ ihn von den Bedienten in einen Wagen tragen. Sie brachte ihn in ihr Bauernhaus und legte ihn in ihr Bett.
Als der König am nächsten Tag erwachte, fragte er verwundert, wo er sei. Die Königin erklärte ihm, dass er ihr erlaubt habe, das Liebste und Beste aus dem Schloss mitzunehmen, und das sei für sie der König selbst gewesen.
“Dem König kamen die Thränen in die Augen, und er sagte ‘liebe Frau, du sollst mein sein und ich dein’, und nahm sie wieder mit ins königliche Schloß und ließ sich aufs neue mit ihr vermählen”
Der König war gerührt von ihrer Klugheit und Liebe. Er nahm sie wieder mit ins Schloss zurück und heiratete sie erneut. Sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.