König Drosselbart (Grimm)
Sehr kurze Zusammenfassung
Märchenhaftes Mittelalter. Eine wunderschöne, aber hochmütige Königstochter verspottete alle Freier und besonders einen jungen König, dem sie wegen seines schiefen Kinnes den Namen König Drosselbart gab.
Verärgert beschloss ihr Vater, dass sie den nächstbesten Bettler heiraten müsse. Kurz darauf vermählte er sie mit einem vermeintlichen Bettelmann, der sie in eine ärmliche Hütte führte. Fortan musste sie harte Arbeit leisten und sogar auf dem Marktplatz irdenes Geschirr verkaufen, das einmal durch einen Husaren zertrümmert wurde.
Schließlich arbeitete sie als Küchenmagd im königlichen Schloss. Während eines Festes erkannte sie beschämt, dass ihr angeblicher Mann in Wahrheit der verkleidete König Drosselbart war, der ihren Stolz brechen wollte. �
Da weinte sie bitterlich und sagte, »ich habe großes Unrecht gethan und bin nicht werth deine Frau zu sein«. Er aber sprach »tröste dich, die bösen Tage sind vorüber: jetzt wollen wir unsere Hochzeit feiern«.
Detaillierte Zusammenfassung
Die Gliederung in Abschnitte ist redaktionell.
Die stolze Prinzessin und ihre Verhöhnung der Freier
Ein König hatte eine wunderschöne Tochter, die jedoch so stolz und übermütig war, dass ihr kein Freier gut genug erschien. Sie wies jeden Bewerber ab und verspottete sie noch dazu. Um ihr einen Ehemann zu finden, veranstaltete der König ein großes Fest und lud heiratslustige Männer aus nah und fern ein.
Die Freier wurden nach Rang und Stand in einer Reihe aufgestellt - zuerst die Könige, dann die Herzöge, Fürsten, Grafen, Freiherren und zuletzt die Edelleute. Die Königstochter wurde durch die Reihen geführt, doch an jedem hatte sie etwas auszusetzen. Den einen fand sie zu dick, den anderen zu lang, den dritten zu kurz, den vierten zu blass und den fünften zu rot.
»Ei«, rief sie und lachte, »der hat ein Kinn, wie die Drossel einen Schnabel«; und seit der Zeit bekam er den Namen *Drosselbart.* Der alte König aber, als er sah, daß seine Tochter nichts that als über die Leute spotten...
Besonders machte sie sich über einen guten König lustig, der ganz oben stand und dessen Kinn etwas krumm gewachsen war. Sie verglich sein Kinn mit dem Schnabel einer Drossel, woraufhin er den Spitznamen Drosselbart erhielt. Der alte König war zornig über das respektlose Verhalten seiner Tochter und schwor, sie solle den ersten Bettler zum Mann nehmen, der vor seine Tür käme.
Die Heirat mit dem Spielmann und das Verlassen des Schlosses
Einige Tage später sang ein Spielmann unter dem Fenster des Schlosses, um ein Almosen zu verdienen. Als der König ihn hörte, ließ er ihn heraufkommen. Der Spielmann trat in seinen schmutzigen Kleidern ein, sang vor dem König und seiner Tochter und bat anschließend um eine milde Gabe.
Der König erklärte, der Gesang habe ihm so gut gefallen, dass er dem Spielmann seine Tochter zur Frau geben wolle. Die Königstochter erschrak, doch der König bestand auf seinem Schwur. Trotz ihrer Einwände wurde der Pfarrer geholt, und sie musste sich mit dem Spielmann trauen lassen. Nach der Trauung erklärte der König, dass sie als Bettelweib nicht länger im Schloss bleiben könne und mit ihrem Mann fortziehen müsse.
Das Leben in Armut und die gescheiterten Arbeitsversuche
Der Bettelmann führte die Königstochter fort, und sie musste zu Fuß mit ihm gehen. Als sie durch einen Wald kamen, fragte sie, wem dieser schöne Wald gehöre. Der Spielmann antwortete, dass er König Drosselbart gehöre und hätte sie ihn genommen, wäre er nun ihr. Die Königstochter bedauerte, den König Drosselbart nicht geheiratet zu haben.
»Ich arme Jungfer zart,
ach, hätt ich genommen den König Drosselbart!«
Ähnliche Gespräche wiederholten sich, als sie über eine Wiese und durch eine große Stadt kamen. Auch diese gehörten König Drosselbart. Schließlich erreichten sie ein kleines, ärmliches Häuschen. Die Königstochter war entsetzt über die Winzigkeit ihrer neuen Behausung. Der Spielmann erklärte, dies sei ihr gemeinsames Haus, und sie müsse nun selbst arbeiten, da es keine Diener gäbe.
Die Königstochter verstand nichts vom Feueranmachen und Kochen, sodass der Bettelmann selbst Hand anlegen musste. Nach einigen Tagen waren ihre Vorräte aufgebraucht. Der Mann forderte sie auf, Körbe zu flechten, doch die harten Weiden stachen in ihre zarten Hände. Auch beim Spinnen schnitt der Faden in ihre Finger, bis sie bluteten.
Schließlich schlug der Mann vor, mit Töpfen und irdenem Geschirr zu handeln. Die Königstochter sollte die Waren auf dem Markt verkaufen. Sie fürchtete, von Leuten aus ihres Vaters Reich verspottet zu werden, musste sich aber fügen, um nicht zu verhungern. Anfangs lief das Geschäft gut, da die Leute der schönen Frau gerne ihre Waren abkauften.
Eines Tages jedoch kam ein betrunkener Husar dahergeritten und zerstörte alle Töpfe. Die Königstochter lief weinend nach Hause. Ihr Mann tröstete sie nicht, sondern erklärte, er habe ihr eine Stelle als Küchenmagd im Schloss des Königs verschafft.
Die Arbeit als Küchenmagd im Königsschloss
So wurde die Königstochter zur Küchenmagd, musste dem Koch zur Hand gehen und die schwerste Arbeit verrichten. Sie sammelte in zwei Töpfchen die Essensreste, die ihr zufielen, und brachte sie nach Hause, um sich und ihren Mann zu ernähren.
Eines Tages sollte die Hochzeit des ältesten Königssohnes gefeiert werden. Die arme Frau stellte sich an die Saaltür, um das Fest zu beobachten. Als die Lichter angezündet wurden und die vornehmen Gäste eintraten, dachte sie betrübt an ihr Schicksal und bereute ihren früheren Stolz und Übermut, der sie in solche Armut gestürzt hatte.
Als nun die Lichter angezündet waren, und immer einer schöner als der andere hereintrat, und alles voll Pracht und Herrlichkeit war, da dachte sie mit betrübtem Herzen an ihr Schicksal und verwünschte ihren Stolz und Uebermuth.
Die Diener warfen ihr manchmal Essensreste zu, die sie in ihre Töpfchen tat. Plötzlich trat der Königssohn zu ihr, in Samt und Seide gekleidet und mit goldenen Ketten um den Hals. Er ergriff ihre Hand und wollte mit ihr tanzen. Sie wehrte sich erschrocken, denn sie erkannte in ihm König Drosselbart, den sie einst verspottet hatte.
Die Enthüllung und die Hochzeit mit König Drosselbart
Trotz ihres Sträubens zog der Königssohn sie in den Saal. Dabei zerriss das Band, an dem ihre Taschen hingen, und die Töpfe fielen herunter. Die Suppe floss aus und die Brocken verteilten sich auf dem Boden. Die Gäste lachten und spotteten über sie. Vor Scham wollte sie fliehen, doch auf der Treppe holte ein Mann sie ein und brachte sie zurück.
Als sie ihn ansah, erkannte sie wieder König Drosselbart. Er sprach freundlich zu ihr und erklärte, dass er sowohl der Spielmann als auch der Husar gewesen sei. Er hatte sich verkleidet, um ihren stolzen Sinn zu beugen und sie für ihren Hochmut zu bestrafen.
»Das alles ist geschehen, um deinen stolzen Sinn zu beugen und dich für den Hochmuth zu strafen, womit du mich verspottet hast«. Da weinte sie bitterlich und sagte, »ich habe großes Unrecht gethan und bin nicht werth deine Frau zu sein«.
König Drosselbart tröstete sie und sagte, die bösen Tage seien nun vorüber und sie würden jetzt ihre Hochzeit feiern. Daraufhin kamen die Kammerfrauen und kleideten sie in prächtige Gewänder. Ihr Vater erschien mit seinem ganzen Hofstaat und wünschte ihr Glück zu ihrer Vermählung mit König Drosselbart. Nun begann erst die wahre Freude.
Der Erzähler wünscht am Ende, dass er und der Leser auch bei diesem Fest dabei gewesen wären.