Rotkäppchen (Grimm)
Kurze Zusammenfassung
Ein kleines Dorf nahe am Wald, märchenhafte Vergangenheit. Ein kleines Mädchen, Rothkäppchen genannt, erhielt von seiner geliebten Großmutter ein rotes Samtkäppchen geschenkt und trug nichts anderes mehr.
Als Rothkäppchen Kuchen und Wein zur kranken Großmutter brachte, traf es im Wald auf den Wolf.
Der Wolf lenkte Rothkäppchen ab und eilte zum Haus der Großmutter, fraß sie auf, legte ihre Kleider an und erwartete das Mädchen. Als Rothkäppchen ankam, wunderte es sich über Großmutters merkwürdiges Aussehen: „Aber, Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!“ „Daß ich dich besser fressen kann.“ Und wie der Wolf das gesagt hatte, that er einen Satz aus dem Bett auf das arme Rothkäppchen und verschlang es.
“Aber, Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!” “Daß ich dich besser fressen kann.” Und wie der Wolf das gesagt hatte, that er einen Satz aus dem Bett auf das arme Rothkäppchen und verschlang es.
Ein Jäger hörte den schnarchenden Wolf, rettete Rothkäppchen und die Großmutter aus dessen Bauch und füllte diesen mit Steinen. Als der Wolf erwachte, fiel er tot nieder. Ein anderes Mal erschien ein zweiter Wolf, doch Rothkäppchen ließ sich nicht täuschen und gemeinsam mit ihrer inzwischen vorsichtigeren Großmutter überlisteten sie ihn. Der zweite Wolf ertrank in einem wassergefüllten Steintrog.
Ausführliche Zusammenfassung
Die Einteilung in Kapitel ist redaktionell.
Einführung von Rothkäppchen und der Auftrag ihrer Mutter
Es war einmal ein kleines süßes Mädchen, das von allen geliebt wurde. Besonders ihre Großmutter liebte sie sehr und schenkte ihr einst ein Käppchen aus rotem Samt. Da es dem Kind so gut stand und es nichts anderes mehr tragen wollte, wurde es fortan nur noch Rothkäppchen genannt.
Einmal schenkte sie ihm ein Käppchen von rothem Sammet, und weil ihm das so wohl stand und es nichts anders mehr tragen wollte, hieß es nur das Rothkäppchen.
Eines Tages bat die Mutter Rothkäppchen, der kranken Großmutter, die allein im Wald wohnte, Kuchen und Wein zu bringen. Sie ermahnte das Kind, artig zu sein, nicht vom Weg abzukommen und die Großmutter freundlich zu grüßen.
Geh auch ordentlich und lauf nicht vom Weg ab, sonst fällst du und zerbrichst das Glas: dann hat die kranke Großmutter nichts.
Rothkäppchen versprach, alles richtig zu machen, und machte sich auf den Weg zur Großmutter, die eine halbe Stunde entfernt im Wald wohnte.
Begegnung mit dem Wolf im Wald
Im Wald begegnete Rothkäppchen dem Wolf. Da sie nicht wusste, was für ein gefährliches Tier er war, fürchtete sie sich nicht vor ihm. Der Wolf begrüßte sie freundlich, und Rothkäppchen erwiderte seinen Gruß.
Rothkäppchen aber wußte nicht, was das für ein böses Thier war, und fürchtete sich nicht vor ihm. “Guten Tag, Rothkäppchen”, sprach er. “Schönen Dank, Wolf.”
Der Wolf fragte Rothkäppchen, wohin sie gehe und was sie unter ihrer Schürze trage. Das Mädchen erzählte ihm arglos, dass sie zur kranken Großmutter gehe und ihr Kuchen und Wein bringe. Als der Wolf wissen wollte, wo die Großmutter wohne, beschrieb Rothkäppchen ihm den Weg zum Haus unter den drei großen Eichbäumen.
Der Wolf dachte bei sich, dass das zarte Mädchen ein besserer Bissen sei als die alte Großmutter, und überlegte, wie er beide fangen könnte. Er ging ein Stück neben Rothkäppchen her und machte sie auf die schönen Blumen und den Gesang der Vögel aufmerksam.
Der Wolf dachte bei sich “das junge zarte Mädchen, das ist ein fetter Bissen, der wird noch besser schmecken als die Alte: du mußt es listig anfangen, damit du beide erschnappst”.
Rothkäppchen pflückt Blumen, der Wolf geht zur Großmutter
Rothkäppchen schaute sich um und sah, wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume tanzten und überall schöne Blumen standen. Sie dachte, dass sie der Großmutter einen frischen Blumenstrauß mitbringen könnte, der ihr sicher Freude machen würde. Es war noch früh am Tag, also würde sie trotzdem rechtzeitig ankommen.
Das Mädchen lief in den Wald hinein, um Blumen zu pflücken. Immer wenn sie eine gepflückt hatte, entdeckte sie weiter entfernt eine noch schönere und lief immer tiefer in den Wald.
Der Wolf nutzte diese Zeit und ging geradewegs zum Haus der Großmutter. Er klopfte an die Tür. Als die Großmutter fragte, wer da sei, antwortete er mit verstellter Stimme, er sei Rothkäppchen und bringe Kuchen und Wein. Die Großmutter, die zu schwach war, um aufzustehen, bat ihn, die Klinke zu drücken.
Der Wolf trat ein, ging ohne ein Wort zu sagen zum Bett der Großmutter und verschluckte sie. Dann zog er ihre Kleider an, setzte ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett und zog die Vorhänge zu.
Rothkäppchens Ankunft und die berühmte Fragen-Szene
Rothkäppchen hatte inzwischen so viele Blumen gesammelt, dass sie keine mehr tragen konnte. Sie erinnerte sich wieder an ihre Großmutter und machte sich auf den Weg zu ihr. Sie wunderte sich, dass die Tür offenstand, und als sie in die Stube trat, kam ihr alles seltsam vor. Sie fühlte sich ängstlich, obwohl sie sonst gerne bei der Großmutter war.
Es wunderte sich, daß die Thüre aufstand, und wie es in die Stube trat, so kam es ihm so seltsam darin vor, daß es dachte “ei du mein Gott, wie ängstlich wird mirs heute zu Muth”
Rothkäppchen sagte "guten Morgen", erhielt aber keine Antwort. Sie ging zum Bett und zog die Vorhänge zurück. Dort lag die Großmutter mit tief ins Gesicht gezogener Haube und sah sehr merkwürdig aus.
Rothkäppchen wunderte sich über das veränderte Aussehen ihrer Großmutter und begann, Fragen zu stellen. Sie fragte nach den großen Ohren, den großen Augen und den großen Händen. Auf jede Frage erhielt sie eine Antwort, die erklärte, dass diese Veränderungen dazu dienten, Rothkäppchen besser zu hören, zu sehen und zu packen.
“Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren!” “Daß ich dich besser hören kann.” “Ei, Großmutter, was hast du für große Augen!” “Daß ich dich besser sehen kann.”
Schließlich fragte Rothkäppchen nach dem entsetzlich großen Maul. Der Wolf antwortete: "Dass ich dich besser fressen kann!" Dann sprang er aus dem Bett und verschlang das arme Rothkäppchen.
Die Rettung durch den Jäger
Nachdem der Wolf sein Gelüsten gestillt hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und begann laut zu schnarchen. Ein Jäger ging gerade am Haus vorbei und wunderte sich über das laute Schnarchen der alten Frau. Er trat in die Stube, um nachzusehen, ob ihr etwas fehle.
Als er vor das Bett trat, erkannte er den Wolf. "Finde ich dich endlich, alter Graukopf", sagte er, "ich habe dich lange gesucht." Er wollte seine Büchse anlegen, überlegte aber, dass der Wolf die Großmutter gefressen haben könnte und sie noch zu retten wäre.
Statt zu schießen, nahm der Jäger eine Schere und begann, dem schlafenden Wolf den Bauch aufzuschneiden. Nach einigen Schnitten sah er das rote Käppchen leuchten, und nach weiteren Schnitten sprang das Mädchen heraus. Kurz darauf kam auch die Großmutter noch lebendig heraus, obwohl sie kaum atmen konnte.
“ach, wie war ich erschrocken, was wars so dunkel in dem Wolf seinem Leib!” Und dann kam die alte Großmutter auch noch lebendig heraus und konnte kaum athmen.
Rothkäppchen holte schnell große Steine, mit denen sie den Bauch des Wolfes füllten. Als der Wolf aufwachte und fortspringen wollte, waren die Steine so schwer, dass er sofort niedersank und tot umfiel.
Alle drei waren froh: Der Jäger nahm den Pelz des Wolfes mit, die Großmutter aß den Kuchen und trank den Wein, den Rothkäppchen mitgebracht hatte, und erholte sich wieder. Rothkäppchen aber nahm sich vor, nie wieder allein vom Weg abzuweichen, wenn die Mutter es verboten hatte.
Rothkäppchen aber dachte “du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Wege ab in den Wald laufen, wenn dirs die Mutter verboten hat”.
Die alternative Geschichte: Rothkäppchen überlistet einen zweiten Wolf
Es wird auch erzählt, dass Rothkäppchen ein anderes Mal wieder Gebackenes zur Großmutter brachte. Auf dem Weg begegnete ihr ein anderer Wolf, der versuchte, sie vom Weg abzubringen. Rothkäppchen aber hütete sich und ging geradeaus weiter.
Bei der Großmutter erzählte sie von der Begegnung mit dem Wolf, der ihr zwar guten Tag gewünscht, aber so böse aus den Augen geschaut hatte. Sie meinte, wenn es nicht auf offener Straße gewesen wäre, hätte er sie gefressen.
Die Großmutter schlug vor, die Tür zu verschließen, damit der Wolf nicht hereinkommen könne. Bald darauf klopfte der Wolf an und rief, er sei Rothkäppchen und bringe Gebackenes. Sie blieben aber still und öffneten die Tür nicht.
Da schlich der Wolf mehrmals um das Haus und sprang schließlich aufs Dach. Er wollte warten, bis Rothkäppchen abends nach Hause ginge, um ihr nachzuschleichen und sie in der Dunkelheit zu fressen. Aber die Großmutter durchschaute seinen Plan.
Vor dem Haus stand ein großer Steintrog. Die Großmutter sagte zu Rothkäppchen, sie solle den Eimer nehmen und das Wasser, in dem sie am Vortag Würste gekocht hatte, in den Trog füllen. Rothkäppchen trug so lange Wasser, bis der große Trog voll war.
Der Geruch der Würste stieg dem Wolf in die Nase. Er schnupperte und guckte hinab, streckte schließlich den Hals so weit, dass er sich nicht mehr halten konnte und anfing zu rutschen. So rutschte er vom Dach herab direkt in den großen Trog hinein und ertrank. Rothkäppchen ging fröhlich nach Hause, und niemand tat ihr etwas zuleide.