Das kunstseidene Mädchen (Keun)

Aus Wikisum
Wechseln zu:Navigation, Suche
Hinweis: Diese Inhaltsangabe wurde von einer KI erstellt und könnte Fehler enthalten.
🧥
Das kunstseidene Mädchen
1932
Inhaltsangabe des Romans
Das Original liest sich in 308 Minuten
Kurzbeschreibung
Eine junge Frau stahl einen Pelz, floh nach Berlin und suchte Luxus. Sie lebte von Männern, bis sie sich verliebte. Sie verzichtete jedoch auf ihn, rettete seine Ehe und blieb obdachlos im Wartesaal.

Kurze Zusammenfassung

Eine mittlere Stadt im Rheinland, Anfang der 1930er Jahre. Die junge Doris arbeitete als Stenotypistin in einem Anwaltsbüro und träumte davon, ein Glanz zu werden.

👩🏻
Doris — Erzählerin; 18 Jahre alt, schwarzhaarig mit Dauerwellen, blass mit braunen Augen, ehrgeizig, lebenshungrig, will ein Glanz werden, stammt aus einfachen Verhältnissen.

Sie hatte Affären mit verschiedenen Männern, von denen sie sich Geschenke und Aufmerksamkeit erhoffte. Als ihr Chef sie bedrängte, kündigte sie empört und floh nach Berlin. Dort wohnte sie zunächst bei ihrer Freundin Tilli. In Berlin versuchte Doris, durch Männerbekanntschaften über die Runden zu kommen. Sie lernte einen wohlhabenden Mann namens Alexander kennen, der sie in einer luxuriösen Wohnung unterbrachte und ihr schöne Kleider kaufte.

Doch Alexander wurde verhaftet, und Doris musste die Wohnung verlassen. Sie zog zu einem Zeichner namens Ernst, der unter der Trennung von seiner Frau Hanne litt. Doris verliebte sich in Ernst und führte seinen Haushalt. Sie stahl einst einen Pelzmantel und wollte ihn nun zurückgeben, um mit Ernst ein anständiges Leben zu beginnen. Doris fand Hannes Brief unter dem Korkteppich, in dem diese ihre Rückkehr andeutete.

Als Ernst Doris versehentlich mit Hannes Namen ansprach, erkannte sie, dass er seine Frau noch liebte. Doris suchte Hanne auf und überzeugte sie, zu Ernst zurückzukehren. Dann verließ sie heimlich die Wohnung. Mittellos und verzweifelt saß Doris im Wartesaal und überlegte, was sie tun sollte. Sie traf einen jungen Mann, der ihr riet, sich ehrliche Arbeit zu suchen. Doris dachte darüber nach, ob sie zu Karl gehen sollte, der ihr eine gemeinsame Zukunft angeboten hatte, oder ob sie doch auf den Strich gehen würde.

Aber ich kann ja dann auch eine Hulla werden – und wenn ich ein Glanz werde, dann bin ich vielleicht noch schlechter als eine Hulla, die ja gut war. Auf den Glanz kommt es nämlich vielleicht gar nicht so furchtbar an.

Ausführliche Zusammenfassung nach Teilen

Die Unterteilung der Teile in Kapitel ist redaktionell.

Teil 1. Ende des Sommers und die mittlere Stadt

Doris beginnt ihr Tagebuch; Büroarbeit und Theaterambitionen

An einem Abend um Mitternacht lag Doris in ihrem Bett und spürte, dass etwas Großartiges in ihr vorging. Sie hatte den Abend zuvor auf der Straße einen Mann kennengelernt, der sie ins Kaiserhof einlud, doch sie fand ihn mit seinen knubbeligen Fingern und seiner Vorliebe für billigen Wein uninteressant. Am nächsten Tag im Büro fühlte sie sich übel, und ihr alter Chef konnte sie jeden Tag entlassen. Sie beschloss, früh nach Hause zu gehen.

Im Bett liegend, während der Mond auf ihr schwarzes Haar schien, dachte sie an Hubert, den sie wirklich geliebt hatte. Sie erkannte, dass etwas Besonderes in ihr war, etwas, das auch Hubert und ihre Lehrerin Fräulein Vogelsang erkannt hatten. Sie sprach fast ohne Dialekt, was ihr eine gewisse Note verlieh, besonders da ihre Eltern einen starken Dialekt hatten.

👨🏼
Hubert — Doris' erste große Liebe, fast Ende zwanzig, studiert Physik, blond, schüchtern, später gemein zu ihr, heiratet eine Professorentochter in München.

Ich denke nicht an Tagebuch ... Aber ich will schreiben wie Film, denn so ist mein Leben und wird noch mehr so sein. Und ich sehe aus wie Colleen Moore, wenn sie Dauerwellen hätte und die Nase ... ein bißchen nach oben.

Sie kaufte sich ein schwarzes, dickes Heft und klebte ausgeschnittene weiße Tauben darauf. Sie wollte alles beschreiben, weil sie ein ungewöhnlicher Mensch war. Sie arbeitete als Schreibkraft bei einem Rechtsanwalt, den sie die Hopfenstange nannte. Er hatte Pickel und eine Haut wie ihre alte gelbe Ledertasche. Für jedes fehlende Komma in ihren Briefen warf sie ihm einen sinnlichen Blick zu, doch sie hatte keine Lust auf mehr mit ihm.

Ihre Freundin Therese arbeitete auch im Büro. Sie war 38 Jahre alt, gab aber 30 an und sah wie 40 aus. Therese hatte eine unglückliche Beziehung zu einem Verheirateten namens Laumann, der nach Goslar gezogen war. Doris fand, dass Therese ihr Leben für diese aussichtslose Liebe verschwendete.

👩🏻
Therese — Doris' Freundin und Kollegin vom Büro, 38 Jahre alt (gibt 30 an), sieht aber wie 40 aus, hat eine unglückliche Beziehung zu einem Verheirateten, gutmütig.

Doris erzählte von ihrer Beziehung zu Hubert, die begann, als sie sechzehn war. Er war schüchtern und wollte anfangs nicht mit ihr schlafen, aus Angst vor Verpflichtungen. Doch Doris überredete ihn, und ein ganzes Jahr war sie ihm treu. Dann machte er seinen Doktor in Physik und ging nach München, um eine Professorentochter zu heiraten. Drei Tage vor ihrem Geburtstag verließ er sie. Das Schlimmste war, dass er ihr moralische Vorträge hielt und sagte, ein Mann wolle eine unberührte Frau heiraten. Doris war so wütend, dass sie ihm eine Ohrfeige gab.

Theatererfolg, Komplikationen und der gestohlene Pelzmantel

Doris begann Statisterie am Theater zu machen. Ihre Mutter arbeitete als Garderobiere im Schauspielhaus und hatte ihr geholfen, die Stelle zu bekommen. Die anderen Mädchen von der Schauspielschule verachteten sie, weil sie keine richtige Ausbildung hatte. Doch Doris behauptete, eine Beziehung zum Direktor Leo Olmütz zu haben, was ihr Respekt verschaffte. Sie erzählte den Mädchen, Leo hätte sich Pyjamas aus Crêpe de Chine mit Rosenmuster machen lassen, was sie sich nur ausgedacht hatte.

Bei den Proben zu Wallensteins Lager sollte eine Schauspielschülerin den Satz 'Base, sie wollen fort!' sprechen. Alle Mädchen kämpften um diese Rolle. Doris sperrte ihre Konkurrentin Mila von Trapper auf der Toilette ein, sodass diese nicht zur Probe erscheinen konnte. Doris nutzte die Gelegenheit und sprach den Satz selbst. Der Regisseur Klinkfeld war beeindruckt und ließ sie vorsprechen. Sie trug den Erlkönig vor und sang 'Elisabeth ihre schönen Beine'. Klinkfeld und Leo nahmen sie in die Schauspielschule auf, ohne dass sie Geld zahlen musste.

Ihr Vater war wütend, dass sie nun kein Geld mehr verdiente. Er war arbeitslos und brauchte ihr Gehalt zum Trinken. Doris musste einen Weg finden, Geld zu beschaffen. Am Abend der Premiere von Wallenstein sah sie in der Garderobe einen wunderschönen Pelzmantel aus echtem Feh hängen. Er gehörte der Ellmanns, einer Nachbarin, die sie hasste, weil diese ihre Katze Rosalie gegessen hatte. Doris zog ihren alten Regenmantel aus und den Feh an. Sie wollte ihn nur für den Abend tragen, um Hubert zu beeindrucken, den sie im Theater gesehen hatte.

Nach der Vorstellung traf sie Hubert in Küppers Kaffee. Er sah mitgenommen aus, seine Verlobte hatte ihn verlassen, und er hatte keine Stelle. Doris merkte, dass er sie nur wegen ihres vermeintlichen Erfolgs am Theater traf. Sie schlief mit ihm, doch am Morgen fühlte sie sich elend. Sie hatte mit einem Fremden geschlafen, der ihr nichts bedeutete.

Weihnachten und Flucht nach Berlin

Doris wurde vom Rechtsanwalt entlassen, weil sie sich seinen Annäherungsversuchen widersetzte. Sie hatte ihm vorgeworfen, wie er so dumm sein könne zu glauben, ein junges hübsches Mädchen wäre wild auf ihn. Der Rechtsanwalt kündigte ihr, gab ihr aber ein Monatsgehalt, damit sie sofort ging. Mit dem Geld und dem gestohlenen Pelzmantel beschloss Doris, nach Berlin zu fliehen. Die Ellmanns würde sie wegen des Mantels sicher anzeigen.

Therese half ihr bei der Flucht und informierte ihre Mutter. Doris versprach, beide fürstlich zu erheben, wenn ihr alles gelang. Sie durfte sich keine Kleider nachschicken lassen, das wäre zu gefährlich. So hatte sie nur ein Hemd, das sie morgens wusch und im Bett liegend trocknete. In der Nacht vor der Abreise verbrachte Doris eine schlaflose Nacht. Sie hatte Angst vor der Polizei, die sie wegen des Pelzmantels suchte.

Teil 2. Später Herbst – und die große Stadt

Ankunft in Berlin; erste Eindrücke und Begegnung mit Tilli

Doris kam in Berlin am Bahnhof Friedrichstraße an, wo gerade die französischen Politiker Laval und Briand eintrafen. Eine große Menschenmenge hatte sich versammelt, um die Staatsmänner zu sehen. Doris wurde von der Menge mitgerissen und stand vor dem Hotel Adlon, wo die Politiker auf dem Balkon erschienen. Die Menschen schrien nach Frieden, und Doris schrie mit, obwohl sie nicht genau verstand, worum es ging.

Berlin senkte sich auf mich wie eine Steppdecke mit feurigen Blumen. Der Westen ist vornehm mit hochprozentigem Licht – wie fabelhafte Steine ganz teuer und mit so gestempelter Einfassung.

Nach der Ankunft ging Doris zu Margretchen Weißbach, einer Freundin von Therese, die in Friedenau wohnte. Margretchen war hochschwanger und ihr Mann arbeitslos. In der Nacht bekam Margretchen ihr Kind, ein Mädchen. Doris half bei der Geburt und gab der Hebamme zehn Mark. Das Kind wurde nach ihr Doris genannt. Am nächsten Tag ging Doris zu Tilli Scherer, einer anderen Bekannten von Therese.

👩🏼
Tilli Scherer — Doris' Gastgeberin in Berlin, verheiratet, ihr Mann arbeitet in Essen, weich und rund, blond gefärbtes Haar, blaue Augen, will Filmschauspielerin werden.

Tilli nahm Doris auf. Sie wohnte in der Münzstraße beim Alexanderplatz, wo viele Arbeitslose ohne Hemd herumliefen. Tilli wollte auch Filmschauspielerin werden, hatte aber bisher keine Rollen bekommen. Doris und Tilli teilten sich die Wohnung. Doris lieh Tilli manchmal ihren Pelzmantel für Vorsprechen bei der Filmbörse.

Überleben in Berlin; verschiedene Männer und Wohnungen

Doris versuchte, in Berlin zu überleben. Sie lernte verschiedene Männer kennen. In einem Schuhgeschäft riss sie sich absichtlich den Absatz vom Schuh ab und bekam neue Schuhe mit Eidechsenkappen. Abends ging sie mit dem schwarzen Verkäufer in ein Kabarett. Sie lernte auch den roten Mond kennen, einen bekannten Schriftsteller, der ihr von seinem Erfolgsroman 'Die Wiese im Mai' erzählte. Er lud sie zu sich nach Hause ein und las ihr stundenlang aus seinem Manuskript vor. Während er las, stahl Doris heimlich fünf Hemden aus Bembergseide von seiner verreisten Frau.

Durch Tillis Schwester bekam Doris eine Stelle als Kindermädchen bei einer reichen Familie. Der Mann hatte Onyx-Geschäfte und weiße Haare. Er bot Doris eine Wohnung und Geld an. Doris war bereit, das Angebot anzunehmen, doch dann kam ein Besuch, ein schöner Mann, ein früherer Freund des Onyx. Doris und der Schöne sahen sich an und gingen zusammen. Sie verbrachte die Nacht mit ihm, weil er ihr so gut gefiel. Am nächsten Tag erzählte der Schöne dem Onyx davon, und dieser warf Doris hinaus.

Doris hatte kein Geld mehr und schlief eine Nacht in einem Taxiauto. Der Chauffeur verlangte nichts dafür. Sie lernte Karl kennen, einen arbeitslosen Maschinenschlosser, der in einer Laubenkolonie wohnte und kleine Puppen und Pfeifen schnitzte. Er bot ihr an, mit ihm zu arbeiten und seine Ziege zu melken, doch Doris lehnte ab. Sie wollte ein Glanz werden und nicht arbeiten.

👨🏼
Karl — junger Mann, arbeitsloser ehemaliger Maschinenschlosser, richtiger Berliner mit frechem Dialekt und aschigem Haar, pflanzt Salat, schnitzt Puppen, verkauft im Westen.

Doris besuchte oft Brenner, einen blinden Kriegsveteranen, der im Haus wohnte. Er hatte im Krieg seine Augen verloren und war Elsässer. Seine Frau war alt und böse und gönnte ihm nichts. Doris erzählte Brenner von Berlin, beschrieb ihm die Straßen, die Lichter, die Menschen. Sie sammelte Sehen für ihn. Brenner schenkte ihr eine Kette aus Holzperlen mit roten und grünen Farben. Doris liebte ihn nicht erotisch, aber sie hatte eine tiefe Zuneigung zu ihm.

👨🏻
Brenner — 40 Jahre alt, Elsässer, im Krieg erblindet, schöner Mund, blasse Hände, trägt Jägerjoppe, verheiratet mit böser alter Frau, feinsinnig.

Kurzes Glück mit Alexander

An Silvester lernte Doris Alexander kennen, eine fröhliche rosa Kugel von Mann. Sie sah ihm ähnlich wie ein Mädchen, das er auf der Schule geliebt hatte. Er hatte eine Firma und war wohlhabend. Alexander nahm Doris mit zu sich nach Hause. Sie hatte eine Zimmerflucht am Kurfürstendamm, badete stundenlang mit edlen Salzen im Wasser. Alexander war nervös und erzählte ihr stundenlang von sich als Kind. Doris hörte zu, denn sie hatte ihm das geliehene Geld und ein Koffergrammophon mit Tauberplatten an Therese schicken können.

Ich will so ein Glanz werden, der oben ist. Mit weißem Auto und Badewasser, das nach Parfüm riecht ... Und die Leute achten mich hoch, weil ich ein Glanz bin, und werden es dann wunderbar finden ...

Doris hatte alles, was sie wollte: Kleider, Schuhe, Parfüm. Sie schickte ihrer Mutter neun Wellensittiche und Kristallflakons. Therese bekam auch Geschenke. Doris hatte eine Art von Heimweh, aber sie war glücklich. Sie wandelte durch die Räume und schob die große Schiebetür auseinander, fühlte sich wie eine Bühne. Alexander sagte zu ihr: 'Puppe, mach dich schick, wir gehn in die Skala heut abend.' Doris badete manchmal drei Stunden hintereinander.

Doch das Glück dauerte nicht lange. Alexander wurde verhaftet, vermutlich wegen Geld. Seine Frau kam unerwartet zurück, und Doris musste die Wohnung verlassen. Sie konnte nur ihren Pelzmantel, die weißen Seidenschuhe und einen Koffer mit einigen Sachen retten. Sie verkaufte die Krokodilledertasche weit unter Preis und kehrte zu Tilli zurück.

Nach Alexanders Verhaftung; Rückkehr zur Armut und zum Wartesaal

Doris hatte wieder kein Geld. Tillis Mann Albert kam aus Essen zurück, und Doris spürte, dass sie gehen musste. Albert langweilte sich und fasste Doris manchmal beim Arm. Tilli liebte ihn, und Doris wollte keine Probleme verursachen. Sie stand früh auf und ging mit Tilli aus dem Haus. Im Haus wohnte auch Rannowsky, ein Zuhälter, der vier Mädchen hatte. Er schlug sie oft, und Doris hörte nachts die Schläge. Eines seiner Mädchen hieß Hulla.

👩🏼
Hulla — Prostituierte, gelb gefärbtes Haar, breit auseinandergelaufenes Gesicht, trägt enge billige Jumper, Gesicht mit Leukoplast bedeckt, kümmert sich um Goldfische.

Rannowsky wurde verhaftet, weil er Hulla halb tot geschlagen hatte. Hulla kümmerte sich um seine Goldfische, besonders um Lolo. Eines Tages tötete Hulla aus Verzweiflung den Goldfisch Lolo, weil ein Mann ihr nur 2,50 Mark statt drei Mark gegeben hatte und der Arzt gesagt hatte, die Narbe in ihrem Gesicht würde nie mehr weggehen. Als Rannowsky aus dem Gefängnis kam, sprang Hulla aus dem Fenster und starb.

Doris verließ Tillis Wohnung und mietete sich ein möbliertes Zimmer. Die Wirtin war eine Schweinerei, und das Zimmer war schrecklich. Doris hatte kein Geld mehr und verbrachte viel Zeit im Wartesaal Zoo. Sie traf dort Karl wieder, der ihr riet, mit ihm zu arbeiten, aber Doris wollte nicht. An Weihnachten war sie mit einem Mann namens Lippi Wiesel zusammen, einem Journalisten von den Eliten. Er hielt sie für eine Unschuldige aus besserer Familie.

Teil 3. Sehr viel Winter und ein Wartesaal

Leben im Wartesaal; Begegnung mit Ernst

An Heiligabend hatte Doris einen Weihnachtsbaum gekauft und geschmückt. Sie wartete auf Lippi, aber er kam nicht. Er war zu einer Familie eingeladen worden und ließ Doris allein. Betrunken verließ Doris die Wohnung mit ihrem Koffer und verbrachte die Nacht auf einer Bank im Tiergarten. Sie hatte kein Geld mehr und wusste nicht, wohin. Sie verbrachte viel Zeit im Wartesaal Zoo, wo sie Karl und andere Arbeitslose traf.

An Silvester sprach ein Mann Doris an. Er hatte eine Stimme wie dunkelgrünes Moos. Seine Frau war mit einem anderen durchgebrannt. Doris ging mit ihm nach Hause. Er hieß Ernst, war 37 Jahre alt und machte Zeichnungen für Reklame. Ernst war sanft und gut zu Doris. Er gab ihr zu essen und ließ sie auf dem Diwan schlafen. Doris wunderte sich, dass er nichts von ihr wollte.

👨🏼
Ernst — 37 Jahre alt, groß und lang, mittelblond, sanft, macht Zeichnungen für Reklame, von seiner Frau verlassen, gebildet, hat einen wandernden Granatsplitter in der Schulter.

Doris schlief tagelang. Ernst ging morgens zur Arbeit und kam abends zurück. Er ließ Doris in Ruhe und fragte nicht viel. Doris war so müde, dass sie kaum essen konnte. Sie schlief und schlief. Ernst legte ihr jeden Morgen zehn Mark neben die Kaffeekanne. Doris verstand nicht, warum er so gut zu ihr war.

Bei Ernst; Haushalt und Glück

Nach einigen Wochen begann Doris, den Haushalt zu führen. Sie wusch Geschirr, deckte den Tisch und kochte. Sie kaufte Kalbskoteletts und Rosenkohl und briet für Ernst. Sie machte die Wohnung sauber und wusch die Gardinen. Ernst erzählte ihr von seiner Frau Hanne, die ihn verlassen hatte. Hanne war Tänzerin gewesen und hatte große Ambitionen gehabt. Sie wollte bei Charell tanzen und ein Star werden. Doch Ernst konnte ihr das nicht bieten. Sie verließ ihn für einen jungen Gigolo.

👩🏼
Hanne — Ernsts Frau, 27 Jahre alt, blond, Tänzerin, ehrgeizig, hat ihn für einen Gigolo verlassen, trägt elfenbeinweißes Georgettekleid mit roten Achselträgern.

Doris fand, dass Ernst zu sanft war, wie eine Pflanze. Sie wollte, dass er Fleisch aß und kräftiger wurde. Sie kochte für ihn und kümmerte sich um ihn. Ernst war dankbar und sagte: 'Liebe kleine Doris, Sie sind so lieb, wie habe ich es verdient?' Doris beschloss, ihm ihren Pelzmantel zurückzugeben. Sie schrieb einen Brief an die Ellmanns und erklärte, dass sie den Mantel aus Liebe gestohlen hatte.

Und der Pelz war für meine Haut wie ein Magnet, und sie liebte ihn, und was man liebt, gibt man nicht mehr her, wenn man es mal hat. Aber ich log das alles fort und glaubte wirklich, ich wollte wiederkommen.

Doris und Ernst gingen abends spazieren. Sie sprachen über das Leben und die Liebe. Ernst erzählte ihr von seiner Einsamkeit und seiner Sehnsucht nach Hanne. Doris verliebte sich in Ernst. Sie wollte, dass er sie liebte, aber er sah in ihr nur ein junges Mädchen, das Hilfe brauchte. Doris malte Kerzenhalter und kaufte Alpenveilchen für Ernst. Sie wollte ihm eine Freude machen.

Eines Abends gab Doris Ernst ihr Tagebuch zu lesen. Sie hatte Angst, dass er sie verachten würde, wenn er von ihrem Leben erfuhr. Doch Ernst las das Buch und sagte: 'Liebe kleine Doris, Sie weinen doch nicht etwa? Na, da freue ich mich aber, dass Sie gerade im richtigen Augenblick zu mir gekommen sind.' Doris war erleichtert. Sie gingen spazieren, und Ernst küsste sie auf den Arm. Doris war glücklich.

Ernsts Frau kehrt zurück; Doris Abschied

Doris lebte glücklich mit Ernst. Sie führte den Haushalt, kochte und kümmerte sich um ihn. Ernst war gut zu ihr, aber er liebte immer noch seine Frau. Eines Abends fand Doris einen Brief von Hanne unter dem Korkteppich. Hanne schrieb, dass sie Ernst verlassen hatte, weil sie ihre Karriere wollte, aber jetzt wusste sie, dass Ernst stärker war als alles andere. Sie dachte viel an ihn und wünschte ihm, dass es ihm gut ging.

Doris beschloss, Hanne zu suchen. Sie ging in ein Lokal, wo Hanne mit ihrem Gigolo tanzte. Doris sprach mit Hanne und sagte ihr, dass Ernst sie zurückhaben wollte. Hanne war überrascht und sagte: 'Ich kann so nicht weiterleben – und ein Mann mit einer gesicherten Existenz, der einen liebt und den man selber nicht zu sehr liebt, macht einem das Leben noch immer am wenigsten schwer.' Hanne versprach, zu Ernst zurückzukehren.

An diesem Abend küsste Ernst Doris und flüsterte: 'Hanne.' Doris erkannte, dass er sie mit seiner Frau verwechselt hatte. Sie war am Boden zerstört. Sie packte heimlich ihren Koffer und verließ die Wohnung. Sie ging zur Adresse von Hanne und wartete, bis Hanne das Lokal verließ. Dann sprach sie mit ihr und überzeugte sie, sofort zu Ernst zu gehen.

Ich habe seine Hand geküßt, du hattest eine Hand mit so vorsichtigen Fingern, die sich nicht getraut haben, eine Frau anzufassen, und immer dachten, sie geht kaputt, wenn man darüber streicht.

Doris kehrte zum Wartesaal Friedrichstraße zurück. Sie hatte kein Geld mehr und wusste nicht, wohin. Sie traf einen jungen Mann mit einem Pappkarton, der nach Ohligs fuhr. Er gab ihr zwei Schinkenbröte und eine Mark. Er riet ihr, nicht auf den Strich zu gehen, sondern ehrlich zu bleiben. Doris beschloss, Karl zu suchen und mit ihm zu arbeiten. Sie wollte seine Ziege melken und Augen in seine Puppen nähen. Wenn Karl sie nicht wollte, würde sie auf die Tauentzien gehen und versuchen, ein Glanz zu werden. Aber vielleicht würde sie dann eine Hulla werden. Und wenn sie ein Glanz würde, wäre sie vielleicht noch schlechter als Hulla, die ja gut war. Auf den Glanz kam es nämlich vielleicht gar nicht so furchtbar an.