Der Buchspazierer (Henn)
Sehr kurze Zusammenfassung
In einer deutschen Stadt lieferte der Buchhändler Carl Kollhoff jeden Abend Bücher an seine Stammkunden aus.
Eines Tages schloss sich ihm ein neunjähriges Mädchen namens Charlotte an, das sich selbst Schascha nannte.
Gemeinsam besuchten sie Carls Kunden: einen einsamen reichen Mann, eine misshandelte Ehefrau, eine Nonne, die ihr Kloster nicht verlassen wollte, einen Analphabeten und andere besondere Menschen. Schascha half Carl dabei, das Leben seiner Kunden zum Besseren zu wenden. Doch dann wurde Carl von der neuen Besitzerin der Buchhandlung entlassen und von Schaschas wütendem Vater niedergeschlagen.
Ein Buchspazierer ohne Bücher und ohne Spaziergang, dachte er, ist ein Nichts. Deshalb war es zu erwarten gewesen, dass niemand mehr von ihm wusste. Denn er war schon nicht mehr da.
Carl zog sich in seine Wohnung zurück und verkaufte all seine Bücher. Schascha aber organisierte mit Hilfe der anderen Kunden seine Rettung: Ein Antiquar bot ihm Arbeit an, und ein reicher Kunde finanzierte ein Projekt, bei dem Carl kostenlos Bücher an bedürftige Menschen verteilen konnte. Fortan ging Carl wieder auf seine abendlichen Runden, begleitet von Schascha und anderen Freunden, die ihm halfen, Menschen durch Bücher glücklich zu machen.
Ausführliche Zusammenfassung nach Kapiteln
Die Kapiteltitel sind redaktionell.
Kapitel 1. Sein eigener Herr
Es heißt, Bücher finden ihre Leser – aber manchmal brauchen sie jemanden, der ihnen den Weg weist. So war es auch an diesem Spätsommertag in der Buchhandlung, die sich Am Stadttor nannte.
In der alten Buchhandlung am Stadttor arbeitete Carl Kollhoff, der jeden Abend ausgewählte Bücher persönlich zu seinen Kunden brachte.
Zu seinen Kunden gehörte der wohlhabende, aber einsame Christian von Hohenesch, der in einer Villa lebte und alle gelesenen Bücher sofort der Stadtbibliothek spendete.
Eines Tages begleitete ein neugieriges Mädchen namens Charlotte, die sich selbst Schascha nannte, Carl auf seiner Runde. Sie trug eine gelbe Winterjacke und interessierte sich sehr für die Menschen, denen Carl die Bücher brachte.
Carl sah die Spiegelungen von Romanen in unserer realen Welt. Für ihn war die Stadt bevölkert von Personen aus Büchern, obwohl diese in ganz anderen Zeiten oder in fernen Ländern lebten.
Kapitel 2. Der Fremde
Die neue Leiterin der Buchhandlung, Sabine Gruber, sah Carls persönlichen Lieferservice zunehmend kritisch. Sie war die Tochter des ehemaligen Besitzers Gustav Gruber, der inzwischen im Seniorenheim lebte.
Zu Carls Kunden gehörte auch Mike Tröffer, ein muskulöser Mann, der nicht lesen konnte und sich die Handlungen der Bücher von Carl nacherzählen ließ.
Kapitel 3. Die Wörter
Eine weitere Kundin war Andrea Cremmen, die von ihrem gewalttätigen Ehemann misshandelt wurde. Carl brachte ihr regelmäßig Bücher, die von Frauen handelten, die sich aus schwierigen Beziehungen befreiten.
Das geschriebene Wort wird immer bleiben, weil es Dinge gibt, die auf keine Art besser ausgedrückt werden können. Und der Buchdruck ist die beste Konservierungsmethode für Gedanken und Geschichten.
Kapitel 4. Spuren
Auf seinen Runden wurde Carl oft von einer dreibeinigen Katze begleitet, die sich wie ein Hund verhielt und die er deshalb auch 'Hund' nannte. Das Tier folgte ihm treu durch die Straßen der Stadt.
Kapitel 5. Große Erwartungen
Im Kloster lebte noch eine einzelne Nonne, Schwester Maria Hildegard, die als einzige nach der Auflösung des Ordens geblieben war. Sie las gerne Krimis und half später Andrea Cremmen, sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien.
Eine weitere wichtige Person in Carls Leben war die ehemalige Grundschullehrerin Dorothea Hillesheim, die ihr Haus nicht mehr verließ. Sie half später Mike Tröffer beim Lesenlernen.
Kapitel 6. Reise ans Ende der Nacht
Als Schaschas Vater von den gemeinsamen Spaziergängen seiner Tochter mit Carl erfuhr, wurde er wütend. Er konfrontierte Carl in einer dunklen Gasse und stieß ihn zu Boden. Carl wurde verletzt ins Krankenhaus eingeliefert.
Für Carl war Gewalt etwas, worüber er las, nichts, das er erfuhr. Er hatte nicht gelernt, auf Gewalt zu reagieren. Seine Antwort auf alles waren Bücher.
Im Krankenhaus besuchte ihn niemand. Nach seiner Entlassung zog er sich in seine Wohnung zurück und verkaufte nach und nach all seine Bücher, um weiterhin neue Bücher für seine Kunden kaufen zu können. Er wollte seine Runden trotz des Verbots durch Sabine Gruber fortsetzen.
Manchmal reicht ein Buch nicht aus. Nicht alle Wunden kann Papier verschließen... Carl hatte gelernt, dass er diesem kleinen Mädchen nicht offen widersprechen konnte.
Kapitel 7. Fatal
Schascha organisierte mit Hilfe aller Kunden einen Plan, um Carl wieder auf die Beine zu bringen. Sie überzeugten den Inhaber eines Antiquariats, Carl einzustellen, damit er weiterhin Bücher zu Menschen bringen konnte, die sich keine leisten konnten. Mister Darcy erklärte sich bereit, das Projekt zu finanzieren.
Schaschas Vater erkannte seinen Fehler und las das Buch 'Ronja Räubertochter', das Carl ihm zugesteckt hatte. Er verstand, dass seine Tochter ihren eigenen Weg gehen musste, und erlaubte ihr wieder, Carl zu begleiten.
Ich werde das Buch so schreiben, als wäre es keine wahre Geschichte, sondern eine ausgedachte. Damit sie das werden, was sie für mich schon all die Jahre waren: Figuren aus einem Roman.
Am Ende beschloss Carl, ein Buch über seine Erlebnisse zu schreiben, in dem Schascha die Hauptrolle spielen sollte. So würde sie die literarische Figur werden, nach der sie sich immer gesehnt hatte. Die Buchspazierer setzten ihre gemeinsamen Runden fort, denn die Bücher brauchten weiterhin jemanden, der ihnen den Weg zu ihren Lesern wies.