Der Funke Leben (Remarque)
Kurze Zusammenfassung
Frühjahr 1945 im Konzentrationslager Meilern, einer deutschen Kleinstadt. In Baracke 22 kämpften ausgezehrte Häftlinge ums Überleben, darunter der reflektierte, widerstandsfähige Friedrich Koller, der nur die Nummer 509 trug. Die Gefangenen waren schwach, hungerten und litten täglich unter Schikanen und Gewalt der SS.
Der Lagerkommandant Bruno Neubauer, ein schwerer Mann mittleren Alters, sorgte sich weniger um die Gefangenen als um seine eigenen Geschäfte und Güter in der Stadt. Mit Angst und Skrupellosigkeit meisterte er die nahende Niederlage Deutschlands.
Dr. Ephraim Berger, ehemaligen Arzt und Barackenältester, kümmerte sich um die kranken Häftlinge und arbeitete im Krematorium. Er versuchte trotz Verzweiflung immer noch pragmatisch, Leben zu retten.
Mit dem Vorrücken der Alliierten wuchs die verzweifelte Spannung unter den Gefangenen. Als die SS begann, wahllos Gefangene zu töten, entschloss sich 509, Widerstand zu leisten. In einem entscheidenden Moment attackierte er den SS-Mann Weber.
Es war wie eine letzte Anstrengung. Noch einmal war es in seine Hände gegeben – und er mußte es gewinnen. Es war auf eine sonderbare Weise auf einmal unendlich wichtig – als hinge die Gültigkeit von allem, woran er in seinem Leben geglaubt hatte, davon ab...
Kurz darauf erreichten amerikanische Truppen das Lager. Neubauer wurde festgenommen und gezwungen, selbst die Leichen der Ermordeten zu bergen. Nach Jahren des Leidens begann für die überlebenden Häftlinge ein neuer Weg in die Freiheit. Friedrich Koller starb, aber sein Beispiel half Überlebenden wie Bucher und Ruth, in Würde und Hoffnung einen Neubeginn zu wagen.
Ausführliche Zusammenfassung
Die Einteilung in Kapitel ist redaktionell.
Das Leben im Kleinen Lager
Im Frühjahr 1945 erwachte der Häftling 509 im Konzentrationslager Meilern. Er befand sich im sogenannten Kleinen Lager, einem Bereich für zu schwache Häftlinge, die dem Tod geweiht waren. Während er in der Sonne lag, beobachtete er, wie andere Häftlinge an Pfählen hingen und von Krematoriumsheizern mit Kohle beworfen wurden. In der Ferne sah er die Stadt, die er nur durch den Stacheldraht kannte.
509 gehörte zu einer Gruppe von Häftlingen in Baracke 22, die sich selbst "Veteranen" nannten. Sie waren noch zwölf Mann, vor zwei Monaten waren es 44 gewesen. Der Winter hatte sie geschwächt, und die Rationen wurden immer kleiner. Unter ihnen befand sich ein verrückter Mann, der glaubte, er sei ein deutscher Schäferhund, ein elfjähriger Junge namens Karel und ein 72-jähriger Jude, den sie Ahasver nannten.
Man mußte rasch vergessen können, um die Kraft zum Weiterleben aufzubringen. Außerdem war das Konzentrationslager Meilern nach zehn Jahren der Torturen etwas müder geworden – selbst einem frischen, idealistischen SS-Mann wurde es mit der Zeit langweilig, Skelette zu quälen.
Die Bombardierung der Stadt
Plötzlich heulten die Sirenen, und 509 duckte sich unter einem Mantel, um nicht entdeckt zu werden. Der Boden bebte, und 509 erkannte, dass die Stadt bombardiert wurde. Er war überrascht, dass er keine Angst hatte, da er Schlimmeres im Lager erlebt hatte. Die SS-Wachen hatten sich in Sicherheit gebracht.
509 kroch zum Stacheldraht und blickte auf die brennende Stadt. Er spürte, wie seine Arme zitterten. Er wollte keine Hoffnung aufkommen lassen, aber er konnte das Beben in sich nicht aufhalten. Die Zerstörung der Stadt weckte in ihm eine Reaktion, die er lange unterdrückt hatte. Die Gleichgültigkeit, die ihm half zu überleben, begann zu bröckeln.
Obersturmbannführer Neubauer, der Lagerkommandant, fuhr nach dem Bombenangriff in die Stadt, um nach seiner Familie zu sehen. Er fand sein Haus unbeschädigt vor und beruhigte seine ängstliche Frau Selma und seine Tochter Freya. Später besuchte er sein Geschäftshaus und die Mellener Zeitung, die ihm gehörten.
Die Lagerhierarchie
Im Lager herrschte eine strenge Hierarchie. An der Spitze stand Lagerkommandant Neubauer, der sich mehr um seinen Besitz in der Stadt als um das Lager kümmerte. Unter ihm arbeitete Sturmführer Weber, ein brutaler SS-Mann, der die täglichen Abläufe im Lager überwachte und für seine Grausamkeit bekannt war.
Der Blockälteste von Baracke 22 war Handke, ein untersetzter Mann, der den grünen Winkel der Kriminellen trug. Er war oft gewalttätig und hatte schon mehrere Häftlinge zu Krüppeln geschlagen. Er hasste 509 und drohte ihm regelmäßig.
Der Stubenälteste der Sektion war der frühere Arzt Dr. Ephraim Berger. Er war wichtig für die Häftlinge, da er medizinische Kenntnisse hatte und manchmal Medikamente organisieren konnte. Er arbeitete im Krematorium und hatte Zugang zu verschiedenen Bereichen des Lagers.
Die Veteranen im Kleinen Lager lebten nicht länger, weil sie mehr zu essen hatten; sie lebten, weil sie sich einen verzweifelten Rest von Widerstand bewahrt hatten. In der Ecke der Veteranen lagen zur Zeit hundertvierunddreißig Skelette.
Akte des Widerstands
Eines Tages wurden 509 und der junge Häftling Bucher von Weber ausgewählt, um für den Lagerarzt Wiese an Experimenten teilzunehmen. Sie weigerten sich, die Freiwilligkeitserklärung zu unterschreiben, und wurden dafür brutal misshandelt. Statt sie zu töten, ließ Neubauer sie für zwei Tage in den Bunker sperren.
Nach dreißig Stunden wurden sie aus dem Bunker geholt und für tot gehalten. Ein Leichenträger bemerkte jedoch, dass 509 noch lebte. Mit Hilfe eines Schreibers wurden sie ins Kleine Lager zurückgebracht. Ihre Weigerung, an den Experimenten teilzunehmen, und ihr Überleben wurden im Lager schnell bekannt und gaben anderen Häftlingen Hoffnung.
Lewinsky, ein Häftling aus dem Arbeitslager, brachte ihnen Medikamente und Nachrichten. Er berichtete, dass die Amerikaner bei Remagen über den Rhein gegangen waren. Diese Nachricht verbreitete sich schnell unter den Häftlingen und stärkte ihren Widerstandswillen.
Ich habe es vermieden durch all die Jahre, es hätte mich zerfressen, wenn ich es gedacht hätte; – aber jetzt ist es wiedergekommen, heute, man wagt noch nicht, es ganz auszudenken, aber es ist da, und entweder zerbricht es mich nun oder es wird wahr.
Überlebensnetzwerke
Im Lager hatten sich verschiedene Netzwerke gebildet, die den Häftlingen beim Überleben halfen. Leo Lebenthal war einer der wichtigsten Veteranen, da er geheime Verbindungen zum Schleichhandel des Arbeitslagers und sogar nach draußen hatte. Er handelte mit allem: Zigarettenstummeln, Mohrrüben, Kartoffeln, Abfällen aus der Küche, Knochen und Brot.
Als ein Häftling namens Lohmann im Sterben lag, zog er sich mit einem Nagel einen Goldzahn und bat 509 und Berger, ihn zu verkaufen und Essen dafür zu kaufen. 509 gab den Zahn an Lebenthal, der ihn gegen einen toten Hasen, ein Messer und ein Brot eintauschte.
Lebenthal hatte auch Kontakt zu zwei Prostituierten aus dem Etablissement "Die Fledermaus", die regelmäßig die SS-Kaserne besuchten. Sie schmuggelten manchmal Essen ins Lager. 509 traf sich mit ihnen am Stacheldraht und gab ihnen Geld, damit sie bei ihrer Rückkehr mehr mitbrachten.
Lewinsky organisierte den Widerstand im Lager. Er schmuggelte Waffenteile ins Lager und versteckte gefährdete politische Gefangene. Er plante einen Aufstand für den Fall, dass die SS versuchen würde, das Lager zu räumen oder die Häftlinge zu töten, bevor die Alliierten eintrafen.
Die Außenwelt nähert sich
Die Bombardierung der Stadt war nur der Anfang. Bald waren in der Ferne Artilleriegeschütze zu hören. Die Front rückte näher, und die Häftlinge begannen zu hoffen. Goldstein, ein Häftling, der Kontakt zu Lewinsky hatte, brachte Nachrichten über das Radio: Die Russen beschossen Berlin, und das Ruhrgebiet war eingekreist.
Um sich vor der Verfolgung durch Handke zu schützen, ließ 509 mit Hilfe von Berger seinen Tod vortäuschen. Berger tauschte im Krematorium die Kleidung eines Toten gegen 509s Jacke aus und meldete seine Nummer als verstorben. 509 lebte nun unter dem Namen Flormann weiter.
Neubauer bemerkte die Veränderungen und wurde nervös. Seine Frau Selma drängte ihn, ihr Hab und Gut zu verkaufen und in Diamanten zu investieren, da sie den Zusammenbruch des Regimes befürchtete. Neubauer weigerte sich zunächst, stimmte aber widerwillig zu, das Haus und die Grundstücke auf ihre Tochter Freya zu überschreiben.
Ein amerikanisches Flugzeug flog über das Lager und bewegte die Flügel, als würde es winken. Die Häftlinge deuteten dies als Signal und fühlten sich nicht mehr allein und vergessen. Es war ein Gruß der Freiheit, der viele zu Tränen rührte.
Letzte verzweifelte Tage
In den letzten Tagen vor der Befreiung erhielt Neubauer den Befehl, zweitausend Häftlinge zu transportieren. Die geheime Lagerleitung beschloss, keine Häftlinge für den Transport zu stellen und bei einem Versuch der SS, die Häftlinge zusammenzutreiben, Widerstand zu leisten.
Neubauer erhielt einen Brief von Selma, in dem sie ihm mitteilte, dass sie ihn verlassen hatte und mit Freya nach Bayern gegangen war. Sie hatte die Pelzsachen, den Schmuck und die Wertpapiere mitgenommen. Neubauer war schockiert und konnte es nicht fassen.
Die Häftlinge im Lager erfuhren, dass es an diesem Abend kein Abendessen geben würde. Viele brachen zusammen oder lagen apathisch herum. 509 versuchte, die anderen zu ermutigen, die Hoffnung nicht aufzugeben und die bevorstehende Befreiung zu erwarten.
»Laßt uns Hoffnung fressen, wenn wir nichts anderes haben«, sagte 509. »Laßt uns all die Hoffnung fressen, die es gibt. Laßt uns das Geschützfeuer fressen! Wir müssen durchkommen. Wir werden durchkommen!«
Am nächsten Morgen stürmten Weber und andere SS-Männer das Kleine Lager. Sie wollten die Holzbaracken anzünden und warfen Benzinkanister über die Wände. Ein Feuer entfachte sich, und die SS feuerte auf die flüchtenden Häftlinge. 509 sah, wie eine Gestalt in der Tür zusammenbrach, und vermutete Bucher und Ahasver unter den Opfern.
509 richtete sich auf und zielte mit seinem Revolver auf Weber. Er drückte ab, aber die Waffe funktionierte nicht, da sie nicht entsichert war. Schließlich entsicherte er sie und schoss erneut. Weber wurde getroffen und brach zusammen. 509 feuerte weiter, bis der Revolver leer war.
Befreiung und Freiheit
Amerikanische Soldaten fanden Neubauer in seinem Garten versteckt. Er wurde ins Lager gebracht und gezwungen, die Toten aus den Trümmern zu bergen. Die Leichen wurden in die SS-Kaserne gebracht, entkleidet und verbrannt.
Die überlebenden Häftlinge wurden in die Baderäume der SS gebracht. Viele hatten Angst vor dem Dampf, da sie ihn nur mit Gaskammern verbanden. Erst als sie sahen, dass es sich tatsächlich um Bäder handelte, beruhigten sie sich. Die Wärme des Wassers war wie eine Wiedergeburt. Nach dem Bad erhielten sie saubere Kleidung und Betten.
509 starb an seinen Verletzungen und wurde in einem Sarg beerdigt, der eigentlich zu groß für ihn war. Jeden Tag verließen Gefangene das Lager. Viele wussten nicht, wohin sie gehen sollten. Sie waren frei, konnten aber nichts damit anfangen. Andere suchten nach ihren Angehörigen.
Bucher und Ruth, eine Frau, in die er sich verliebt hatte, verließen das Lager und genossen ihre Freiheit. Sie gingen über eine Wiese und fühlten das Gras unter ihren Füßen. Sie konnten tun, was sie wollten. Sie atmeten lebendige Luft. Sie setzten sich neben Pappeln und betrachteten die Natur.
Sie kamen an das weiße Haus, das sie vom Lager aus gesehen hatten. Es war durch eine Bombe zerstört worden. Sie fanden eine Küche und beschlossen, dort für einige Tage zu bleiben. Bucher spürte, dass es kein Fortlaufen war. Er wusste, was 509 von ihm gewollt hatte: dass er einer von denen sein sollte, die durchkommen sollten, ungebrochen, um zu zeugen und zu kämpfen.
»Wir sollen es nicht vergessen. Aber wir sollen auch keinen Kult daraus machen. Sonst bleiben wir immer im Schatten dieser verfluchten Türme.«