Der schwarze Obelisk (Remarque)
Kurze Zusammenfassung
Deutschland, Stadt Werdenbrück, Anfang der 1920er Jahre. Die Inflation erschwerte das Leben, während einige davon profitierten. Ludwig Bodmer arbeitete als Reklamechef bei der Grabsteinfirma Kroll und versuchte nach seinen traumatischen Kriegserlebnissen Sinn im Leben zu finden.
Sein Freund Georg Kroll, pragmatisch und humorvoll, leitete mit seinem Bruder Heinrich die Firma. Georg hatte eine Affäre mit der verheirateten Lisa. Krolls Grabsteinhandel blühte, doch die Brüder waren häufig unterschiedlicher Meinung, besonders aufgrund Heinrichs konservativer und nationalistischer Gesinnung.
Während Bodmer nach Richtung suchte, lernte er die schizophrene Patientin Isabelle in einer Irrenanstalt kennen. Isabelle wechselte Persönlichkeiten, blieb ihm jedoch rätselhaft und faszinierend fremd. Ihre gemeinsamen Gespräche berührten tiefe philosophische Fragen über Existenz und Liebe.
Nachdem Isabelle schließlich geheilt wurde und jede Erinnerung an Ludwig verlor, musste er erkennen, dass er ein Phantom geliebt hatte. Er sagte sich von ihr los:
Sanfte und Wilde, Mimose und Peitsche, wie töricht war ich, dich besitzen zu wollen! Kann man den Wind einschließen? Was wird dann aus ihm? Verbrauchte Luft. Geh, geh deinen Weg, geh zu den Theatern und Konzerten.
Mit zunehmendem politischen Extremismus und wirtschaftlicher Notlage brach der Zusammenhalt der Gemeinschaft auseinander. Später verließ Ludwig Werdenbrück, um einen Neuanfang zu wagen. Viele Freunde und Bekannte wurden Opfer des Nationalsozialismus, darunter Georg, der später im Konzentrationslager starb, während Ludwig nach dem Krieg zurückkehrte und seine Heimatstadt zerstört wiederfand.
Ausführliche Zusammenfassung
Die Einteilung in Kapitel ist redaktionell.
Die Inflation und die Grabsteinfirma Kroll
Im April 1923, während der deutschen Hyperinflation, arbeitete Ludwig Bodmer als Reklamechef, Zeichner und Buchhalter in der Grabsteinfirma Heinrich Kroll & Söhne in Werdenbrück. Paradoxerweise florierte das Geschäft mit Grabsteinen in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit. Der Tod war allgegenwärtig, und die Trauer der Menschen führte zu Aufträgen für Monumente.
Die Firma wurde von den Brüdern Georg und Heinrich Kroll geführt, die unterschiedliche Geschäftsphilosophien verfolgten. Georg war pragmatisch und passte sich den wirtschaftlichen Bedingungen an, während Heinrich an traditionellen Werten festhielt und Vorauszahlungen ablehnte, obwohl die Inflation den Wert des Geldes täglich minderte.
Darum scheltet nicht, wenn ich einmal zurückgehe zu den sagenhaften Jahren, als die Hoffnung noch wie eine Flagge über uns wehte und wir an so verdächtige Dinge glaubten wie Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Toleranz.
Geschäftliche Strategien und Riesenfelds Besuch
Die Firma Kroll erwartete den Besuch von Alexander Riesenfeld, einem wichtigen Granitlieferanten. Um im Geschäft zu bleiben, benötigten sie dringend Granit, den "Kaviar der Trauer". Da sie nicht genügend Geld hatten, um die Lieferung im Voraus zu bezahlen, planten sie, Riesenfeld einen Wechsel zu geben, der in drei Monaten fällig werden würde.
Um Heinrich Kroll aus dem Weg zu räumen, lockten sie ihn mit Hilfe des Sargtischlers Wilke mit Skat und Schnaps weg. Riesenfeld sollte den Wechsel sofort bei der Bank diskontieren lassen. Die Firma würde die Diskontierungsgebühren übernehmen, sodass Riesenfeld sein Geld sofort erhielte. Diese Finanzierungsmethode wendeten sie erst seit 1922 an, als die Inflation traditionelle Geschäftsmethoden unmöglich machte.
Als Riesenfeld eintraf, bemühten sich Ludwig und Georg, ihn zu unterhalten. Riesenfeld philosophierte über die Zeit und das Alter, bis er Lisa, die Frau des Pferdeschlächters Watzek, in ihrem Fenster gegenüber entdeckte. Sofort war er von ihr fasziniert, und seine melancholische Stimmung verschwand.
Sie gingen in die Rote Mühle, einen Nachtklub, wo Riesenfeld weiter von Lisa schwärmte. Ludwig traf dort seine Freundin Erna, die ihm wegen einer angeblichen Gehirnerschütterung das Ausgehen verboten hatte, mit einem anderen Mann. Es kam zu einem Streit, in dem Erna Ludwig vorwarf, kein Geld zu verdienen. Währenddessen schloss Georg mit Riesenfeld den Vertrag über die Granitlieferung ab.
Politische Spannungen und gesellschaftliche Begegnungen
Ludwig und Georg reisten nach Wüstringen zur Einweihung eines Kriegerdenkmals, das von der Firma Kroll geliefert wurde. Die Feier war von nationalistischer Rhetorik geprägt. Major a. D. Wolkenstein hielt in verbotener kaiserlicher Uniform eine patriotische Rede, in der er den Krieg glorifizierte und die gefallenen Soldaten für nationalistische Zwecke instrumentalisierte.
Während der Feier kam es zu einem tragischen Vorfall. Der Tischler Beste, der als einziger eine republikanische Fahne gehisst hatte, wurde von Leuten, die seine Fahne entfernen wollten, die Treppe hinuntergestoßen und starb. Der Gemeindevorsteher Döbbeling versuchte, die Sache zu vertuschen. Ludwig und Georg erfuhren, dass Wolkenstein die anderen angestiftet hatte, Bestes Fahne zu entfernen.
Aber das ist wohl so, weil ein einzelner immer der Tod ist – und zwei Millionen immer nur eine Statistik.
Ludwig besuchte regelmäßig den Dichterklub im Hotel "Walhalla", dessen Gründer Eduard Knobloch war. Dort traf er auf verschiedene Charaktere wie Otto Bambuss und Hans Hungermann. Eduard war ein eitler Mann, der sich als großer Dichter sah, aber vor allem durch seine Geizigkeit auffiel.
Im Café Central wurden Ludwig, Georg und ihr Freund Willy von nationalistischen Jugendlichen angegriffen, weil sie nicht für die Nationalhymne aufgestanden waren. Sie wurden von Bodo Ledderhoses Gesangverein gerettet. Dieser Vorfall zeigte die zunehmenden politischen Spannungen in der Gesellschaft.
Alles wird zum Abenteuer, was man überlebt. Das ist so zum Kotzen! Und je schrecklicher es war, um so abenteuerlicher wird es in der Erinnerung. Wirklich über den Krieg könnten nur die Toten urteilen.
Beziehungen und Begegnungen mit Isabelle
Neben seiner Arbeit in der Grabsteinfirma spielte Ludwig sonntags Orgel in der Kirche einer Irrenanstalt. Dort traf er auf Isabelle, eine junge Frau, die an Schizophrenie litt und zwischen verschiedenen Persönlichkeiten wechselte. Mal war sie Isabelle, mal Jennie. Ludwig fühlte sich zu ihr hingezogen, obwohl er wusste, dass sie ihn nicht wirklich erkannte.
Ihre Gespräche waren philosophisch und rätselhaft. Sie sprachen über Spiegel, die Natur der Realität und die Angst. Isabelle behauptete, dass die Dinge verschwinden, wenn man sich umdreht, und dass Spiegel Teile von ihr gestohlen hätten. Sie fragte, wo ihr erstes Gesicht sei, bevor die Spiegel sie zu stehlen begannen.
Unglück ist nicht, daß man nie ganz eins werden kann. Unglück ist, daß man sich immerfort verlassen muß, jeden Tag und jede Stunde. Man weiß es und kann es nicht aufhalten, es rinnt einem durch die Hände.
Ludwig lernte auch Gerda Schneider kennen, eine Akrobatin, die in der Roten Mühle auftrat. Sie war pragmatisch und direkt, im Gegensatz zu Isabelles Rätselhaftigkeit. Ludwig und Gerda begannen eine Beziehung, die von ihrer unterschiedlichen Sicht auf die Liebe geprägt war. Während Ludwig die Liebe idealisierte, sah Gerda sie praktischer.
Bei einem Besuch in der Anstalt fand Ludwig Isabelle in einem veränderten Zustand. Sie beschuldigte ihn, sie verraten zu haben, und sprach von Stimmen, die sie quälten. Dr. Wernicke erklärte Ludwig, dass er Isabelles Mutter in die Behandlung einbezogen hatte, da er glaubte, den Kern ihrer Krankheit gefunden zu haben: Eifersucht auf die Mutter und deren Hausfreund, der später ihr Stiefvater wurde.
Ich kann nicht richtig spielen, weder auf dem Klavier noch auf dem Leben, nie, nie habe ich es gekonnt, immer war ich zu hastig, immer zu ungeduldig, immer kam etwas dazwischen, immer brach es ab.
Die verschärfte Inflation und ihre Folgen
Die Inflation verschärfte sich weiter. Die Kluft zwischen Arm und Reich wuchs. Während die Regierung von der Entwertung ihrer Schulden profitierte, litten die einfachen Menschen. Sparer, kleine Ladenbesitzer, Arbeiter, Rentner und Angestellte waren die Leidtragenden, während Schieber, Wechselkönige, Ausländer und große Unternehmer profitierten.
Ludwig beobachtete einen Demonstrationszug von Kriegskrüppeln, die gegen ihre niedrigen Renten protestierten. Er war von dem Elend und der Ungerechtigkeit berührt. In der Stadt häuften sich die Selbstmorde verarmter Rentner. Ludwig erinnerte sich an ein altes Ehepaar, das sich erhängt hatte, weil es verarmt war.
Feldwebel Knopf, ein pensionierter Feldwebel der Pioniere, der im Haus der Firma Kroll wohnte, erkrankte schwer und seine Familie begann, Trauerkleidung zu nähen. Doch entgegen aller Erwartungen erholte er sich und war wütend, dass seine Familie ihn bereits abgeschrieben hatte. Georg nutzte die Situation, um Knopf auf die Inflation hinzuweisen und ihm zu erklären, dass er durch den Kauf eines Grabsteins ein gutes Geschäft gemacht hatte.
Gerda teilte Ludwig mit, dass sie ins "Walhalla" zu Eduard ziehen und dort als Bardame arbeiten würde. Sie beendete ihre Beziehung zu Ludwig, da sie etwas Festes brauchte und Eduard ihr eine Stellung angeboten hatte. Ludwig war enttäuscht, aber akzeptierte ihre Entscheidung.
Als Ludwig die Irrenanstalt besuchte, traf er nicht mehr auf Isabelle, sondern auf Geneviève Terhoven. Dr. Wernicke erklärte, dass die Behandlung erfolgreich gewesen sei und Isabelle geheilt sei. Doch Geneviève hatte keine Erinnerung an ihre Zeit als Isabelle und erkannte Ludwig nicht wieder. Ludwig war schockiert und traurig über den Verlust von Isabelles einzigartiger Persönlichkeit.
Du bist nicht untergegangen und nicht gestorben! Du hast dich nur zurückgezogen... du bist plötzlich unsichtbar geworden wie die alten Götter, eine Wellenlänge hat sich geändert, du bist noch da, aber du bist nicht mehr zu fassen.
Abschied von Werdenbrück und Epilog
Riesenfeld bot Ludwig eine Stelle als Zeitungsangestellter in Berlin ab dem 1. Januar 1924 an. Ludwig nahm das Angebot an, obwohl er es kaum glauben konnte. Er verabschiedete sich vom Werdenbrücker Dichterklub in der "Walhalla". Hungermann, Bambuss und Eduard gaben ihm ihre Werke mit Widmungen mit.
Willy, der durch die Inflation verarmt war, tapezierte sein Zimmer mit wertlosem Geld und Aktien. Er erzählte, dass seine Verlobte Renée in Magdeburg im "Grünen Kakadu" erfolgreich sei, und bot Ludwig wertlose Aktien als Abschiedsgeschenk an.
Zwei Stunden vor der Abfahrt gab Bodo Ledderhoses Gesangsverein ein Abschiedsständchen. Die Polizei griff ein und verhaftete die Sänger. Am Bahnhof verabschiedete sich Ludwig von Georg. Im Zug fand er Georgs Smoking in seinem Koffer.
Ludwig sah keinen der Charaktere aus Werdenbrück wieder. Er wollte zurückkehren, aber es kam immer etwas dazwischen, bis es zu spät war. Die NS-Zeit brach über Deutschland herein, und als er zurückkam, war die Stadt zerstört.
Wenn jemand früher sich seiner Jugend erinnern wollte, ging er an den Ort zurück, wo er sie verbracht hatte. Heute kann man das in Deutschland kaum noch. Alles ist zerstört und neu aufgebaut worden und fremd.
Georg Kroll starb im Konzentrationslager, nachdem die Witwe Konersmann ihn 1933 an Watzek verraten hatte, der inzwischen SA-Sturmführer war. Hans Hungermann wurde Kulturwart und Obersturmbannführer der NSDAP. Nach 1945 verlor er zwar seine Position als Schuldirektor, bezog aber inzwischen eine großzügige Pension vom Staat.
Der Bildhauer Kurt Bach war sieben Jahre im Konzentrationslager und kehrte als Invalide zurück. Bodendiek und Wernicke versteckten Juden in der Irrenanstalt, indem sie sie als unheilbar Kranke ausgaben. Wernicke wurde abgesetzt, weil er sich weigerte, tödliche Injektionen an seinen Patienten vorzunehmen. Er konnte die Juden retten, bevor er an die Front geschickt wurde, wo er 1944 fiel.
Willy fiel 1942, Otto Bambuss 1945, Karl Kroll 1944. Lisa und die alte Frau Kroll starben bei einem Bombenangriff. Eduard Knobloch überlebte und bediente weiterhin Gerechte und Ungerechte. Von Geneviève Terhoven hörte Ludwig nie wieder etwas. Werdenbrück wurde im Krieg durch Bomben zerstört. Die Irrenanstalt und die Gebäranstalt blieben unbeschädigt und wurden sofort wieder belegt und erweitert.