Die Gabe der Weisen (Henry)
Sehr kurze Zusammenfassung
Eine schäbige Mietwohnung zur Weihnachtszeit, vermutlich frühes 20. Jahrhundert. Die junge verheiratete Frau Della hatte bescheidene ein Dollar und siebenundachtzig Cent angespart, um für ihren Mann Jim ein schönes Geschenk zu finden.
Weil das Geld nicht für ein angemessenes Geschenk reichte, verkaufte Della spontan ihr kostbares langes Haar an eine Friseurin und kaufte für Jim eine elegante Platin-Uhrenkette als Geschenk für seine geliebte goldene Uhr.
Als Jim nach Hause kam, blickte er fassungslos auf Della, denn auch er hatte seinen wertvollsten Besitz verkauft: seine Uhr, um Della wunderschöne Haarkämme zu schenken. Die beiden begriffen, dass sie nun Geschenke hatten, die wertlos geworden waren, doch sie erkannten die wahre Bedeutung ihrer Opferbereitschaft:
Von allen, die schenken, diese beiden die Weisesten waren. Von allen, die schenken und beschenkt werden, sind Menschen wie sie am weisesten. Immer und überall. Sie sind die Könige.
Ausführliche Zusammenfassung
Die Einteilung in Kapitel ist redaktionell.
Dellas Geldnot und der Wunsch nach einem Geschenk
Am Tag vor Weihnachten zählte Della ihr Geld und stellte fest, dass sie nur einen Dollar und siebenundachtzig Cent besaß. Das meiste davon waren Pennies, die sie durch hartnäckiges Feilschen bei Händlern zusammengespart hatte, was ihr peinlich war.
Ein Dollar und siebenundachtzig Cent. Das war alles. Und morgen war Weihnachten. Da blieb nun wirklich nichts anderes übrig, als sich auf das schäbige alte Sofa zu werfen und zu heulen.
Das junge Ehepaar lebte in einer möblierten Wohnung für acht Dollar die Woche, die eher einem Asyl glich. Im Entree befand sich ein Briefkasten ohne Briefe und ein Klingelknopf, der nie funktionierte. Ein Namensschild trug die Aufschrift "Mr. James Dillingham Young". In besseren Zeiten, als das Einkommen noch dreißig Dollar betrug, war der Name vollständig lesbar gewesen, doch nun bei nur zwanzig Dollar waren die Buchstaben verblasst.
Das Opfer der Haare und der Kauf der Uhrkette
Della stand vor dem schmalen Pfeilerspiegel und betrachtete sich. Plötzlich löste sie ihr wunderschönes braunes Haar und ließ es in voller Länge herabfallen. Es gab zwei Dinge, auf die das Ehepaar besonders stolz war: Jims goldene Familienuhr und Dellas prächtiges Haar.
Nun gab es zwei Dinge im Besitz von Mr. und Mrs. James Dillingham Young, auf die sie beide mächtig stolz waren. Eines davon war Jims goldene Uhr... Das andere war Dellas Haar.
Nach kurzem Zögern fasste Della einen Entschluss. Sie zog ihre alte braune Jacke und ihren Hut an und eilte zu einem Geschäft mit dem Schild "Mme. Sofronie, Haarteile aller Art". Die bleichgesichtige, eiskalte Geschäftsinhaberin bot ihr zwanzig Dollar für ihr Haar.
Mit dem Geld suchte Della nach dem perfekten Geschenk für Jim. Sie fand schließlich eine schlichte, edle Uhrkette aus Platin, die einundzwanzig Dollar kostete. Die Kette war würdig für Jims prächtige Uhr, die er bisher nur an einem alten Lederriemen trug. Zu Hause versuchte sie mit der Brennschere, die Folgen ihres Haarschnitts zu kaschieren.
Die ironische Enthüllung der Weihnachtsgeschenke
Als Jim nach Hause kam, blieb er wie erstarrt an der Tür stehen und starrte Della mit einem seltsamen Ausdruck an. Der zweiundzwanzigjährige Mann sah schmal und ernst aus und brauchte dringend einen neuen Mantel.
Della erklärte nervös, dass sie ihr Haar verkauft hatte, um ihm ein Weihnachtsgeschenk kaufen zu können. Sie beteuerte, dass es schnell wieder wachsen würde und bat ihn, nicht böse zu sein.
"Ich habe mein Haar abgeschnitten und verkauft, weil ich den Gedanken nicht ertragen konnte, kein Weihnachtsgeschenk für dich zu haben... Ich musste es einfach tun."
Jim zog ein Päckchen aus seiner Manteltasche. Darin befanden sich wunderschöne Kämme aus echtem Schildpatt, mit Edelsteinen und Perlen verziert - genau die Kämme, die Della schon lange in einem Schaufenster bewundert hatte. Doch nun hatte sie kein Haar mehr, um sie zu tragen. Della drückte die Kämme trotzdem voller Freude an ihr Herz.
Dann zeigte Della Jim stolz seine Uhrkette. Das kostbare Metall glänzte matt und schien ihr kristallklares Wesen widerzuspiegeln. Doch Jim setzte sich aufs Sofa und lächelte traurig.
"Ich habe die Uhr verkauft, um das Geld für deine Kämme zu bekommen." Die Heiligen Drei Könige waren... weise Männer, die dem Kind in der Krippe Geschenke brachten.
Die Weisheit der selbstlosen Liebe
Der Erzähler verglich die beiden mit den Heiligen Drei Königen, die dem Christuskind Geschenke brachten. Obwohl Jim und Della unklug gehandelt und ihre wertvollsten Besitztümer geopfert hatten, waren sie in Wahrheit die Weisesten von allen. Denn sie hatten das Wichtigste verstanden: dass wahre Liebe im selbstlosen Geben liegt. Von allen, die schenken und beschenkt werden, sind Menschen wie sie am weisesten - sie sind die wahren Könige.