Die Leiden des jungen Werther (Goethe)
Kurze Zusammenfassung
Deutschland, um 1771. Werther, ein gebildeter, leidenschaftlicher und künstlerisch begabter junger Mann in seinen frühen Zwanzigern, zog aufs Land und lernte dort die reizende Lotte kennen, in die er sich unsterblich verliebte.
Obwohl Lotte seine Zuneigung erwiderte, war sie bereits mit dem vernünftigen Albert verlobt, den sie schließlich heiratete. Trotz Allem wuchs Werthers Liebe stetig und verwandelte sich zunehmend in Verzweiflung. Er zog in der Hoffnung sich abzulenken fort, doch bald kehrte er zu ihr zurück. Die Unmöglichkeit, mit der geliebten Frau zusammen zu sein, stürzte ihn in tiefe Melancholie und Verzweiflung. Lotte war zwischen Treue zu ihrem Mann und tiefer Freundschaft zu Werther hin- und hergerissen.
Es ist beschlossen, Lotte, ich will sterben, und das schreibe ich dir ohne romantische Überspannung, gelassen, an dem Morgen des Tages, an dem ich dich zum letzten Male sehen werde.
Schließlich sah Werther keinen anderen Ausweg mehr und bereitete seinen Tod vor. Einen Tag nachdem er Lotte ein letztes Mal besucht und geküsst hatte, erschoss er sich selbst. Der Selbstmord Werthers erschütterte die ganze Stadt zutiefst. Sein Wunsch, nahe bei Lotten begraben zu sein, wurde respektiert. seine Freunde und Angehörigen trauerten tief um ihn.
Ausführliche Zusammenfassung nach Büchern
Die Unterteilung innerhalb der Bücher ist redaktionell.
Erstes Buch
Werthers Ankunft in Wahlheim und erste Eindrücke
Am 4. Mai 1771 begann Werther, seinem Freund Wilhelm Briefe zu schreiben. Er berichtete von seiner Flucht aus seiner Heimatstadt, wo er eine unglückliche Beziehung zu einer jungen Frau namens Leonore hatte. Werther war froh, die Stadt verlassen zu haben, und nahm sich vor, das Gegenwärtige zu genießen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen.
In seinen Briefen beschrieb Werther die Schönheit der Natur in der Umgebung von Wahlheim, einem kleinen Ort, in dem er sich niedergelassen hatte. Er genoss die Einsamkeit und die idyllische Landschaft. Besonders angetan war er von einem Brunnen am Ortsrand, an dem die Mädchen Wasser holten, und von zwei Linden auf dem Kirchplatz, unter denen er oft saß.
Werther verbrachte seine Tage mit Zeichnen, dem Lesen von Homer und Spaziergängen in der Natur. Er reflektierte über das Leben und die menschliche Existenz. In einem Brief vom 22. Mai philosophierte er über die Einschränkungen des menschlichen Daseins und verglich das Leben mit einem Traum.
Daß das Leben des Menschen nur ein Traum sei, ist manchem schon so vorgekommen, und auch mit mir zieht dieses Gefühl immer herum.
Er machte die Bekanntschaft des Amtmanns S., eines Witwers mit acht Kindern, und wurde von diesem auf seinen Landsitz eingeladen. Werther lernte auch andere Personen kennen, darunter einen jungen Mann namens V., der gerade von der Universität zurückgekehrt war, und einen ehrlichen Amtmann, den er sehr schätzte.
Begegnung und Verlieben in Lotte
Am 16. Juni berichtete Werther von einer schicksalhaften Begegnung. Er war zu einem Ball eingeladen worden und sollte auf dem Weg dorthin eine gewisse Charlotte S., die Tochter des Amtmanns, abholen. Als er am Jagdhaus ankam, traf er auf eine bezaubernde Szene: Lotte, in einem einfachen weißen Kleid mit rosa Schleifen, verteilte Brot an ihre jüngeren Geschwister.
Werther war sofort von Lotte fasziniert. Auf dem Weg zum Ball unterhielten sie sich über Literatur, und Werther stellte fest, dass sie ähnliche Vorlieben hatten. Beim Ball tanzte er mit Lotte, und während eines Gewitters spielte sie ein Gesellschaftsspiel, um die ängstlichen Teilnehmer abzulenken. Nach dem Ball, als sie am Fenster standen und den Regen betrachteten, sagte Lotte nur ein Wort: "Klopstock!", was Werther tief berührte, da er wusste, dass sie an ein Gedicht des Dichters dachte.
In den folgenden Tagen besuchte Werther Lotte regelmäßig. Er erfuhr, dass sie verlobt war, aber ihr Verlobter Albert war auf Reisen. Werther genoss die Zeit mit Lotte und ihren Geschwistern, las ihnen Geschichten vor und half im Haushalt. Seine Gefühle für Lotte wurden immer stärker, obwohl er wusste, dass sie einem anderen versprochen war.
Sie ist mir heilig. Alle Begier schweigt in ihrer Gegenwart. Ich weiß nie, wie mir ist, wenn ich bei ihr bin; es ist, als wenn die Seele sich mir in allen Nerven umkehrte.
Am 1. Juli besuchte Werther mit Lotte den alten Pfarrer von St. und seine Frau. Der Pfarrer erzählte von den Nussbäumen, die er vor vielen Jahren gepflanzt hatte. Auf dem Rückweg kamen sie an einem Brunnen vorbei, an dem Werther früher oft gesessen hatte. Lotte ließ das kleine Mädchen Malchen aus dem Brunnen trinken, was Werther tief bewegte.
Wachsende Verzweiflung und Entschluss zum Abschied
Ende Juli kehrte Albert, Lottes Verlobter, zurück. Werther lernte ihn kennen und musste widerwillig zugeben, dass Albert ein anständiger und vernünftiger Mann war. Trotz seiner Eifersucht konnte Werther nicht umhin, Albert zu respektieren. Die drei verbrachten viel Zeit miteinander, aber Werther litt zunehmend unter der Situation.
Am 12. August hatte Werther ein bedeutsames Gespräch mit Albert über Selbstmord. Albert verurteilte den Selbstmord als feige Tat, während Werther argumentierte, dass extreme Leidenschaften und Gefühle einen Menschen zu solch einer Tat treiben könnten. Er verglich den Selbstmord mit einer Krankheit, bei der die Seele keine andere Möglichkeit mehr sieht, als sich selbst zu zerstören.
Werthers Leidenschaft für Lotte wurde immer quälender. Er konnte nicht in ihrer Nähe sein, ohne den Wunsch zu verspüren, sie zu berühren, und doch wusste er, dass sie einem anderen gehörte. Seine Briefe wurden zunehmend melancholischer, und er begann, über den Tod nachzudenken.
Mußte denn das so sein, daß das, was des Menschen Glückseligkeit macht, wieder die Quelle seines Elendes würde?
Am 10. September entschied Werther, dass er nicht länger bleiben konnte. Er verabschiedete sich von Lotte und Albert und verließ Wahlheim. In seinem letzten Brief aus Wahlheim beschrieb er den schmerzhaften Abschied. Er hatte Lotte und Albert im Garten getroffen, und als er Lotte zum letzten Mal sah, sagte er: "Wir werden uns wiedersehen! Hier und dort wiedersehen!" Lotte antwortete nur: "Morgen, denke ich." Werther wusste, dass sie nicht verstand, dass er für immer ging.
Werther begegnete auf seinen Wanderungen auch einem Bauernburschen, der in eine Witwe verliebt war, für die er arbeitete. Die Geschichte dieses einfachen Mannes, dessen Liebe so rein und tief war, berührte Werther, da er darin seine eigenen Gefühle für Lotte wiederfand.
Zweites Buch
Werthers Leben im diplomatischen Dienst
Im Oktober 1771 nahm Werther auf Drängen seiner Mutter eine Stelle im diplomatischen Dienst an. In seinen Briefen an Wilhelm beschrieb er seine neue Umgebung und seine Arbeit. Er fühlte sich jedoch unwohl in der gesellschaftlichen Stellung und litt unter der Pedanterie seines Vorgesetzten, des Gesandten.
Werther fand Trost in der Freundschaft mit dem Grafen von C., einem verständnisvollen und gebildeten Mann. Doch auch diese Freundschaft konnte ihn nicht von seiner Melancholie befreien. Er fühlte sich eingeengt durch die gesellschaftlichen Konventionen und die Rangordnung, die in der diplomatischen Welt herrschten.
Ein demütigender Vorfall bei einer Abendgesellschaft des Grafen führte schließlich dazu, dass Werther seinen Abschied nahm. Er war zu einer Gesellschaft eingeladen, die nur für Adlige bestimmt war, und wurde gebeten zu gehen, als andere Gäste eintrafen. Diese Demütigung, zusammen mit seiner wachsenden Unzufriedenheit mit seiner Arbeit, veranlasste ihn, um seine Entlassung zu bitten.
Rückkehr zu Lotte und Albert
Nach seiner Entlassung aus dem diplomatischen Dienst kehrte Werther in die Nähe von Wahlheim zurück. Er erfuhr, dass Lotte und Albert inzwischen verheiratet waren. Trotz dieses Wissens konnte er nicht widerstehen, Lotte wiederzusehen. Er besuchte das Ehepaar und wurde freundlich empfangen, obwohl seine Anwesenheit eine gewisse Spannung verursachte.
Werther verbrachte viel Zeit mit Lotte und Albert, aber seine Liebe zu Lotte wurde immer quälender. Er konnte seine Gefühle nicht unterdrücken, obwohl er wusste, dass sie nun die Frau eines anderen war. Seine Briefe an Wilhelm wurden zunehmend verzweifelter, und er sprach offen über seine Todessehnsucht.
Ich habe so viel, und die Empfindung an ihr verschlingt alles; ich habe so viel, und ohne sie wird mir alles zu nichts.
In dieser Zeit begegnete Werther einem wahnsinnigen Schreiber namens Heinrich, der einst in Lottes Vaters Diensten stand und aus unerwiderter Liebe zu ihr den Verstand verloren hatte. Werther identifizierte sich mit diesem Mann und sah in ihm ein mögliches Spiegelbild seiner eigenen Zukunft.
Werther wurde auch Zeuge einer Tragödie, als der Bauerbursche, den er früher kennengelernt hatte, aus Eifersucht einen Rivalen tötete. Werther versuchte, für den Bauernburschen einzutreten und ihn zu verteidigen, aber seine Bemühungen waren vergeblich. Diese Ereignisse verstärkten seine eigene Verzweiflung und sein Gefühl der Hoffnungslosigkeit.
Werthers letzte Verzweiflung und Suizid
Ab diesem Punkt übernimmt ein fiktiver Herausgeber die Erzählung, der Werthers Briefe gesammelt hat und nun von seinen letzten Tagen berichtet. Werthers Zustand verschlechterte sich rapide. Seine Liebe zu Lotte wurde immer verzweifelter, und er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie einem anderen gehörte.
Am Sonntag vor Weihnachten besuchte Werther Lotte, während Albert abwesend war. Sie las ihm Passagen aus Ossians Gedichten vor, was beide tief bewegte. In einem Moment überwältigender Emotion umarmte und küsste Werther Lotte. Sie wies ihn zurück und bat ihn, nicht wiederzukommen, bis Heiligabend.
Nach diesem Vorfall fasste Werther den Entschluss, seinem Leben ein Ende zu setzen. Er schrieb einen letzten Brief an Lotte, in dem er seine Liebe zu ihr bekannte und seinen Entschluss zu sterben erklärte. Er schickte seinen Diener zu Albert, um sich Pistolen zu leihen, angeblich für eine Reise. Lotte, die die Pistolen herausgab, ahnte nicht, was Werther vorhatte.
Und was ist das, daß Albert dein Mann ist? Mann! Das wäre denn für diese Welt – und für diese Welt Sünde, daß ich dich liebe, daß ich dich aus seinen Armen in die meinigen reißen möchte?
In der Nacht zum 22. Dezember, nach Mitternacht, schoss sich Werther mit einer der geliehenen Pistolen in den Kopf. Er wurde am nächsten Morgen von seinem Diener gefunden, schwer verletzt, aber noch am Leben. Um zwölf Uhr mittags starb er. Auf seinem Schreibtisch lag Lessings "Emilia Galotti" aufgeschlagen.
Der alte Amtmann, Lottes Vater, kam, als er die Nachricht hörte, und küsste den Sterbenden unter Tränen. Werthers Leichnam wurde nachts um elf Uhr an der Stelle begraben, die er sich gewünscht hatte, am Rande des Friedhofs unter den Linden. Kein Geistlicher begleitete den Sarg.
Die Nachricht von Werthers Tod erschütterte alle, die ihn kannten. Besonders Lotte war tief betroffen und fiel in Ohnmacht, als sie davon erfuhr. Albert, der die Gefühle seines Freundes für seine Frau stets mit Unbehagen betrachtet hatte, war ebenfalls erschüttert. So endete das Leben des jungen Werther, dessen leidenschaftliche Liebe und tiefe Empfindsamkeit ihn schließlich in den Tod trieben.
Ich möchte mir oft die Brust zerreißen und das Gehirn einstoßen, daß man einander so wenig sein kann. Ach, die Liebe, Freude, Wärme und Wonne, die ich nicht hinzubringe, wird mir der andere nicht geben.