Die Leiden des jungen Werther (Goethe)

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Die Leiden des jungen Werther
1774
Inhaltsangabe des Romans
Das Original liest sich in 255 Minuten
Kurzbeschreibung
Ein junger Schwärmer verliebte sich in eine verlobte Frau. Als sie heiratete, wurde seine Liebe zur Qual. Nach einem letzten Kuss sah er keinen Ausweg und erschoss sich mit der Pistole ihres Mannes.

Kurze Zusammenfassung

Deutschland, 1771. Der junge Werther verließ seine Heimatstadt und zog aufs Land, um eine Erbschaftsangelegenheit zu regeln. Die ländliche Idylle heilte seine Wunden nach einer unglücklichen Liebesbeziehung.

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Werther — Erzähler und Protagonist; junger Mann, etwa 23 Jahre alt, sensibel, leidenschaftlich, melancholisch, künstlerisch begabt, romantisch veranlagt.

Bei einem Ball lernte Werther Lotte kennen, die sich um ihre acht Geschwister kümmerte. Ihre natürliche Anmut und Fürsorge bezauberten ihn sofort. Sie tanzten zusammen und lasen Klopstock. Doch noch am selben Abend erfuhr er, dass sie bereits verlobt war.

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Charlotte (Lotte) — junge Frau, etwa 20 Jahre alt, schön, mütterlich, fürsorglich, verlobt mit Albert, schwarze Augen, weißes Kleid mit blaßroten Schleifen.

Trotz dieses Wissens besuchte Werther Lotte täglich und verliebte sich immer tiefer. Als ihr Verlobter Albert zurückkehrte, wurde Werthers Qual unerträglich. Albert war ein ehrenwerter Mann, dem man nichts vorwerfen konnte.

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Albert — junger Mann, etwa 25 Jahre alt, Lottes Verlobter und später Ehemann, ruhig, vernünftig, ehrlich, arbeitsam, gelassen.

Im September verließ Werther die Gegend und nahm eine Stelle bei einem Gesandten an. Doch die Arbeit und gesellschaftliche Demütigungen machten ihn unglücklich. Nach seiner Rückkehr war Lotte bereits mit Albert verheiratet. Werthers Besuche wurden für alle zur Qual. Als Lotte ihn bat, erst zu Weihnachten wiederzukommen, fasste er den Entschluss zum Selbstmord.

Es ist beschlossen, Lotte, ich will sterben, und das schreibe ich dir ohne romantische Überspannung, gelassen, an dem Morgen des Tages, an dem ich dich zum letzten Male sehen werde.

Am 23. Dezember erschoss sich Werther mit Alberts Pistole.

Detaillierte Zusammenfassung nach Büchern

Die Buchtitel und die Aufteilung in Kapitel sind redaktionell.

Erstes Buch. Werthers erste Liebe und wachsende Leidenschaft

Ankunft auf dem Land und erste Eindrücke

Im Mai 1771 verließ Werther seine Heimatstadt und begab sich aufs Land, um dort eine Erbschaftsangelegenheit seiner Mutter zu regeln. In seinen Briefen an seinen Freund schilderte er seine Erleichterung über die Abreise und seine Befreiung von einer unglücklichen Liebesbeziehung zu Leonore, die ihn sehr belastet hatte.

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Wilhelm — Werthers Freund und Briefpartner, junger Mann, verständnisvoll, besorgt um Werther, versucht ihm zu helfen.

Die ländliche Umgebung wirkte wie ein Balsam auf Werthers empfindsame Seele. Er fand Gefallen an der paradiesischen Gegend und dem Garten des verstorbenen Grafen von M., wo er oft verweilte. Die Einsamkeit und die Schönheit der Natur erfüllten ihn mit einer wunderbaren Heiterkeit.

Wenn ich das liebe Tal um mich dampft, und die hohe Sonne an der Oberfläche der undurchdringlichen Finsternis meines Waldes ruht... dann sehne ich mich oft und denke: ach könntest du das wieder ausdrücken!

Werther genoss die einfachen Freuden des Landlebens und freundete sich mit den Dorfbewohnern an, besonders mit den Kindern. Er besuchte regelmäßig einen Brunnen vor dem Ort, wo die Mädchen Wasser holten, und fühlte sich an patriarchalische Zeiten erinnert.

Begegnung mit Lotte und Verliebtheit

Am 16. Juni lernte Werther den Amtmann S. kennen, der ihn zu einem Ball einlud. Auf dem Weg dorthin sollte er Charlotte S., die Tochter des Amtmanns, abholen. Als Werther das Jagdhaus betrat, bot sich ihm ein bezaubernder Anblick: Ein junges Mädchen in einem weißen Kleid mit blaßroten Schleifen schnitt ihren acht Geschwistern Brot ab.

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Der Amtmann S. — Lottes Vater, mittleren Alters, Beamter, hat neun Kinder, freundlich, offen, treuherziger Mensch.

Werther war sofort von Lotte fasziniert. Ihre natürliche Anmut, ihre Fürsorge für die Geschwister und ihre Intelligenz bezauberten ihn völlig. Auf dem Ball tanzten sie zusammen, und Werther fühlte sich wie im Himmel. Während eines Gewitters lasen sie gemeinsam Klopstock, und Lotte küsste seine Hand.

Klopstock! — Ich erinnerte mich sogleich der herrlichen Ode, die ihr in Gedanken lag, und versank in dem Strome von Empfindungen, den sie in dieser Losung über mich ausgoß.

Doch noch am selben Abend erfuhr Werther, dass Lotte bereits mit Albert verlobt war, einem braven und vernünftigen Mann, der gerade verreist war. Diese Nachricht erschütterte ihn, aber er konnte sich nicht von ihr lösen. Von diesem Tag an besuchte er Lotte täglich und verliebte sich immer tiefer in sie.

Wachsende Bindung und Eifersucht auf Albert

Werther verbrachte die glücklichsten Tage seines Lebens in Lottes Gesellschaft. Er spielte mit ihren Geschwistern, half im Haushalt und genoss jede Minute in ihrer Nähe. Lotte behandelte ihn freundschaftlich und vertraute ihm ihre Gedanken an. Sie sprach oft von ihrer verstorbenen Mutter und den Pflichten, die sie übernommen hatte.

Sie ist mir heilig. Alle Begier schweigt in ihrer Gegenwart... es ist, als wenn die Seele sich mir in allen Nerven umkehrte.

Ende Juli kehrte Albert aus der Schweiz zurück. Werther musste feststellen, dass Albert tatsächlich ein ehrenwerter, ruhiger und verständiger Mann war, dem man nicht gram sein konnte. Dies machte seine Situation noch qualvoller. Albert behandelte Werther freundlich und ahnte zunächst nicht, welche Gefühle dieser für seine Verlobte hegte.

Werther litt unter der Anwesenheit Alberts, auch wenn er dessen Charakter schätzte. Er beobachtete eifersüchtig, wie Albert mit Lotte umging, und quälte sich mit Gedanken über deren Verhältnis. Gleichzeitig führte er philosophische Gespräche mit Albert über Leben und Tod, wobei er seine Ansichten über den Selbstmord verteidigte.

Ich bin mehr als einmal trunken gewesen, meine Leidenschaften waren nie weit vom Wahnsinn, und beides reut mich nicht: denn ich habe... begreifen lernen, wie man alle außerordentlichen Menschen... für Trunkene und Wahnsinnige ausschreien mußte.

Werther erkannte, dass seine Lage aussichtslos war. Er konnte Lotte nicht besitzen, aber auch nicht von ihr lassen. Seine Briefe an Wilhelm wurden immer verzweifelter, und er begann ernsthaft über den Selbstmord nachzudenken. Die Natur, die ihm früher Trost gespendet hatte, erschien ihm nun als ein ewiges Verschlingen und Wiederkäuen.

Verzweiflung und Entscheidung zur Abreise

Im September erreichte Werthers Verzweiflung ihren Höhepunkt. Er erkannte, dass er Lotte und Albert nicht länger mit seiner Anwesenheit belasten konnte. In einem letzten emotionalen Gespräch mit Lotte am 10. September nahm er Abschied von ihr, ohne zu verraten, dass er sie nie wiedersehen würde.

Ich kehre in mich selbst zurück, und finde eine Welt! Wieder mehr in Ahnung und dunkler Begier als in Darstellung und lebendiger Kraft.

Werther verließ die Gegend und begab sich zu einem Gesandten, um eine Laufbahn einzuschlagen. Er hoffte, durch Arbeit und Zerstreuung seine unglückliche Liebe zu überwinden. Doch der Abschied von Lotte zerriss ihm das Herz, und er wusste bereits, dass diese Trennung nur vorübergehend sein würde.

Zweites Buch. Verzweiflung und tragisches Ende

Versuche eines neuen Lebens und einer Laufbahn

Im Oktober 1771 trat Werther seinen Dienst bei der Gesandtschaft an. Anfangs schien die Arbeit ihm zu helfen, doch bald stellte sich heraus, dass er mit seinem direkten Vorgesetzten, dem Gesandten, nicht zurechtkam. Dieser war ein pedantischer und umständlicher Mann, der Werther mit seiner Kleinlichkeit zur Verzweiflung brachte.

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Der Gesandte — Werthers direkter Vorgesetzter, pünktlich, pedantisch, umständlich, macht Werther viel Verdruß.

Einzigen Trost fand Werther in der Freundschaft mit dem Grafen von C., einem gebildeten und empfindsamen Mann, der Werthers Geist und Charakter schätzte. Doch auch diese Beziehung führte zu Problemen, als Werther bei einer gesellschaftlichen Veranstaltung des Grafen auf Widerstand der Adelsgesellschaft stieß.

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Der Graf von C. — Adeliger, mittleren Alters, Werthers Vorgesetzter, weiter und großer Kopf, empfindsam, freundschaftlich zu Werther.

Bei einem Empfang wurde Werther von der vornehmen Gesellschaft geschnitten und musste auf Bitten des Grafen die Veranstaltung verlassen. Diese Demütigung traf ihn schwer und verstärkte seine Verachtung für die gesellschaftlichen Konventionen. Auch lernte er Fräulein von B. kennen, die ihm an Lotte erinnerte, aber seinen Schmerz nur verstärkte.

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Fräulein von B. — junge Frau, liebenswürdig, hat viel Seele, blaue Augen, ihr Stand ist ihr zur Last, sehnt sich aus dem Getümmel.

Werther reichte schließlich seinen Abschied ein und verließ die Gesandtschaft. Er begab sich zu einem Fürsten, hoffte aber insgeheim bereits auf eine Rückkehr zu Lotte. Die Monate in der Fremde hatten ihm nicht geholfen, seine Leidenschaft zu überwinden, sondern sie nur verstärkt.

Rückkehr in Lottes Nähe

Im Sommer 1772 kehrte Werther in die Nähe seiner Heimat zurück. Er besuchte zunächst seinen Geburtsort und wurde von Erinnerungen an seine Kindheit überwältigt. Dann begab er sich wieder nach Wahlheim, wo er Lotte wiedersehen wollte. Inzwischen hatte sie Albert geheiratet.

Das Wiedersehen mit Lotte war für Werther sowohl Glück als auch Qual. Sie empfing ihn freundlich, aber er spürte, dass sich etwas verändert hatte. Als verheiratete Frau war sie zurückhaltender geworden, und Albert beobachtete Werthers Besuche mit wachsender Sorge. Dennoch konnte Werther nicht davon ablassen, Lotte regelmäßig zu besuchen.

Werther erfuhr von einem tragischen Fall: Ein Bauernbursch hatte aus Eifersucht seine Geliebte und deren Bruder ermordet. Diese Geschichte bewegte Werther tief, da er Parallelen zu seiner eigenen Situation erkannte. Er versuchte vergeblich, den Mörder vor der Todesstrafe zu retten, was seine eigene Verzweiflung noch verstärkte.

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Der Bauernbursch — junger Mann, Knecht bei einer Witwe, leidenschaftlich verliebt, später Mörder, spiegelt Werthers Schicksal wider.

Werther begegnete auch einem Wahnsinnigen, der einst glücklich gewesen war, als er seinen Verstand verloren hatte. Diese Begegnung erschütterte ihn zutiefst und ließ ihn über das Wesen des Glücks und des Verstandes nachdenken.

Da du glücklich warst! rief ich aus... Gott im Himmel! hast du das zum Schicksale der Menschen gemacht, daß sie nicht glücklich sind, als ehe sie zu ihrem Verstande kommen und wenn sie ihn wieder verlieren!

Steigende Leidenschaft und Verzweiflung

In den letzten Monaten des Jahres 1772 steigerte sich Werthers Leidenschaft ins Unerträgliche. Er konnte weder mit noch ohne Lotte leben. Seine Briefe an Wilhelm wurden immer verzweifelter und deuteten bereits auf seinen Entschluss zum Selbstmord hin. Albert und Lotte erkannten die Gefahr und versuchten, Werther zu mäßigen.

Werther litt unter der Vorstellung, dass Albert und Lotte nicht so glücklich waren, wie sie hätten sein können. Er bildete sich ein, dass Lotte ihn liebte, aber durch die Ehe an Albert gebunden war. Diese Gedanken trieben ihn in eine immer tiefere Verzweiflung.

Eins von uns dreien muß hinweg, und das will ich sein! O meine Beste! In diesem zerrissenen Herzen ist es wütend herumgeschlichen, oft — deinen Mann zu ermorden! — dich! — mich!

Lotte erkannte schließlich, dass Werthers Besuche für alle Beteiligten zur Qual geworden waren. Sie bat ihn, nicht mehr zu kommen, bis zum Weihnachtsabend zu warten. Diese Bitte war für Werther wie ein Todesurteil. Er fasste den endgültigen Entschluss, seinem Leben ein Ende zu setzen.

Am 20. Dezember schrieb Werther seinen letzten Brief an Wilhelm, in dem er andeutete, dass er eine Reise antreten würde. In Wahrheit bereitete er bereits seinen Selbstmord vor. Er regelte seine Angelegenheiten und schrieb Abschiedsbriefe.

Die finale Tragödie

Am 21. Dezember besuchte Werther Lotte ein letztes Mal. Er fand sie allein vor, da Albert verreist war. Werther las ihr aus seiner Übersetzung von Ossians Gesängen vor, was beide zu Tränen rührte. In einem Moment höchster Erregung küsste er sie leidenschaftlich, doch Lotte riss sich los und verließ das Zimmer mit den Worten: "Das ist das letzte Mal! Sie sehen mich nicht wieder."

Werther verließ das Haus und kehrte nach Hause zurück. Dort schrieb er seinen letzten Brief an Lotte, in dem er seinen Entschluss mitteilte und um Vergebung bat. Er ließ sich Alberts Pistolen bringen, angeblich für eine Reise. Lotte ahnte die Wahrheit, wagte aber nicht, einzugreifen.

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Der Herausgeber — Erzähler des zweiten Teils, sammelt Nachrichten über Werthers letzte Tage, berichtet über seinen Tod.

In der Nacht vom 22. auf den 23. Dezember vollendete Werther sein Schicksal. Er schoss sich mit Alberts Pistole in den Kopf. Ein Nachbar hörte den Schuss, aber achtete nicht darauf. Am Morgen fand ihn sein Diener sterbend am Schreibtisch. Werther starb um zwölf Uhr mittags, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.

Albert und Lotte waren von der Nachricht erschüttert. Der alte Amtmann und seine Söhne kamen, um von Werther Abschied zu nehmen. Man begrub ihn nachts an der Stelle, die er sich gewünscht hatte, unter zwei Lindenbäumen am Rande des Kirchhofs. Kein Geistlicher begleitete ihn, nur Handwerker trugen den Sarg.

Lotte! Lotte, lebe wohl! lebe wohl! — Ein Nachbar sah den Blitz vom Pulver und hörte den Schuß fallen; da aber alles stille blieb, achtete er nicht weiter drauf.

So endete das Leben des jungen Werther, der an seiner unerfüllbaren Liebe zugrunde ging. Seine Geschichte wurde zum Symbol für die Leiden der empfindsamen Seele, die in den Konventionen der Gesellschaft keinen Platz finden kann. Werthers Schicksal bewegte eine ganze Generation und machte deutlich, welche Gefahren in der Übersteigerung des Gefühls liegen können. Seine Briefe blieben als Zeugnis einer großen, aber zerstörerischen Leidenschaft zurück.