Liebe deinen Nächsten (Remarque)

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Liebe Deinen Nächsten
1941
Inhaltsangabe des Romans
Das Original liest sich in 659 Minuten
Kurzbeschreibung
Ein junger Mann flieht vor Nazis durch Europa, verliebt sich trotz Verfolgung und Not. Als sein bester Freund stirbt, hinterlässt dieser ihm und seiner Freundin Hoffnung auf ein Leben in Mexiko.

Kurzinhalt

Europa, Zeit kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs. Der staatenlose junge Emigrant Ludwig Kern befindet sich auf der Flucht vor der nationalsozialistischen Verfolgung. Nachdem er in Wien bei einer Razzia verhaftet worden war, traf Kern den älteren Josef Steiner, einen pragmatischen Ex-Kompanieführer und Falschspieler.

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Ludwig Kern — junger, staatenloser Emigrant, etwa 21 Jahre alt, ehemaliger Student, auf der Flucht vor den Nazis, sensibel und ängstlich, aber mit wachsendem Selbstbewusstsein, verliebt in Ruth.
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Josef Steiner (Johann Huber) — emigrant, etwa 40 Jahre alt, ehemaliger Kompanieführer, Falschspieler, nimmt später falsche Identität an, pragmatisch, hilfsbereit, sorgt sich um seine kranke Frau in Deutschland.

In Prag traf Kern auf Ruth Holland, eine junge Emigrantin aus Würzburg, die, wie er, Zuflucht suchte. Die beiden verliebten sich ineinander, standen aber ständigen Schwierigkeiten wie der Unsicherheit ihres Aufenthaltsstatus und finanzieller Not gegenüber. Ruth erkrankte auf der Flucht an einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung.

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Ruth Holland — junge Emigrantin aus Würzburg, etwa 25 Jahre alt, traumatisiert von Erlebnissen in Deutschland, pragmatisch und mutig, verliebt in Kern, erkrankt an Lungenentzündung.

Dank Steiners Unterstützung fanden Ruth und Kern in Paris Arbeit und eine vorübergehende Bleibe unter anderen Emigranten. Doch ihre Lage blieb prekär, Kern wurde erneut verhaftet. Steiner erhielt unterdessen die Nachricht, seine schwerkranke Frau liege im Sterben. Obwohl die Rückkehr nach Wien lebensgefährlich war, brach Steiner sofort auf:

»Marill«, sagte er, und seine Augen flatterten, »noch ist sie alles, was es gibt für mich, sie lebt, sie atmet noch... und sie wird tot sein in ein paar Tagen... und ich soll nicht bei ihr sein, begreife doch, daß ich fahren muß, es geht gar nicht anders...

In Wien konnte Steiner seine Frau Marie noch einmal sehen, bevor sie starb. Er wurde jedoch kurz danach entdeckt und verhaftet. Ausweglos stürzte sich Steiner mit einem Polizisten aus dem Fenster in den Tod. Kern und Ruth erhielten eine unverhoffte Chance auf eine neue Zukunft: Steiner hatte ihnen Geld und Fahrkarten nach Mexiko hinterlassen. Trotz tiefer Trauer über Steiners Tod fassten sie Hoffnung und planten, gemeinsam nach Mexiko auszuwandern.

Ausführliche Zusammenfassung nach Kapiteln

Die Kapiteltitel sind redaktionell.

Erster Teil 1. Kerns Verhaftung und Begegnung mit Steiner in Wien

Ludwig Kern erwachte in einem Wiener Zimmer im vierten Stock, aufgeschreckt durch Geräusche, die auf eine Razzia hindeuteten. Er teilte das Zimmer mit einem Polen und Josef Steiner, einem weiteren Emigranten. Als die Polizei eindrang, versuchten Kern und Steiner über den Dachboden zu fliehen, wurden jedoch gefasst und festgenommen.

Bei der Durchsuchung wurden geringe Geldbeträge und persönliche Gegenstände gefunden, aber keine Pässe. Steiner wurde von einem Polizisten geschlagen, weil er keinen Pass vorweisen konnte. Die Verhafteten, etwa dreißig Personen, wurden in offenen Polizeiwagen abtransportiert.

Kapitel 2. Entlassung aus dem Gefängnis und Abschiebung

Nach vierzehn Tagen Haft wurde Kern aus der Zelle geholt und einem Beamten vorgeführt. Er wurde wegen illegalen Aufenthalts in Österreich zu vierzehn Tagen Haft verurteilt, die er bereits abgesessen hatte. Kern wurde des Landes verwiesen und durfte nicht zurückkehren.

Man braucht ein starkes Herz, um ohne Wurzel zu leben - Ein Mensch ohne Paß ist eine Leiche auf Urlaub. Hat sich eigentlich nur umzubringen, sonst nichts. Und mit Paß? Mit Paß bekommst du doch auch nirgendwo im Ausland Arbeitserlaubnis.

Kern und Steiner wurden von einem Kriminalbeamten in Zivil abgeholt. In der Pension holten sie ihre Sachen ab, bevor sie zum Ostbahnhof fuhren. Am Zollhaus wurden sie der Zollwache übergeben und zu einem Fußweg geführt, der zur tschechischen Grenze führte. Sie wateten durch die March. Steiner gab Kern Geld für die Weiterreise nach Prag, während er selbst nach Wien zurückkehrte.

Kapitel 3. Aufenthalt in Prag und Wiedersehen mit dem Vater

In Prag erhielt Kern wider Erwarten eine vierzehntägige Aufenthaltsgenehmigung. Er begab sich zum Komitee für Flüchtlingshilfe, wo er eine Anweisung für einen Schlafplatz im Hotel Bristol und Essenskarten für die Mensa am Wenzelsplatz erhielt. Im Hotel wurde Kern durch Schreie geweckt und floh panisch aus dem Zimmer. Er verwechselte im Dunkeln das Zimmer und erschreckte ein Mädchen in ihrem Bett.

Kern entdeckte in einer Drogerie Toilettewasser seines Vaters und erfuhr, dass ein Mann versuchte, das Rezept zu verkaufen. Er erhielt die Adresse und suchte seinen Vater auf, wurde aber von einer misstrauischen Frau abgewiesen. Später traf er seinen Vater, der gezeichnet und verlegen wirkte. Siegmund Kern erklärte, dass er krank war und nun bei einer Frau untergekommen ist, die ihn pflegt. Er arbeitet in einer Kohlenhandlung für Kost und Logis.

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Siegmund Kern — vater von Ludwig, etwa 60 Jahre alt, ehemaliger Laborbesitzer, krank und gebrochen, arbeitet in einer Kohlenhandlung in Prag, abhängig von einer Frau, die ihn pflegt.

Kapitel 4. Kerns Begegnung mit Ruth Holland

Kern begann, seinen Lebensunterhalt durch den Verkauf von Toilettenartikeln zu verdienen. Im Hotel traf er auf ein Mädchen, das er zuvor versehentlich aufgeschreckt hatte. Er folgte ihr und sprach sie in der Hotelhalle an. Sie rauchten zusammen, und er erfuhr, dass sie aus Würzburg kam und ihr Pass bald ablief.

Steiner setzte unterdessen sein Leben als Falschspieler fort, um an Geld zu kommen. Er spielte Poker und gewann zunächst, wurde aber von den anderen Spielern verdächtigt. Es kam zu einer Auseinandersetzung, und Steiner floh aus der Kneipe, nachdem er einen der Männer niedergeschlagen hatte.

Kapitel 5. Hausieren in Prag und Steiners Falschspiel

Kern versuchte, seinen Lebensunterhalt in Prag durch den Verkauf von Toilettenartikeln zu verdienen. Er begann seinen Tag mit dem Handel in einem armen Viertel und erzielte einen bescheidenen Gewinn. Bei einem Verkaufsversuch in einem Wohnhaus traf er auf unterschiedliche Reaktionen: Ein Dienstmädchen wies ihn ab, ein Generalvertreter einer Parfümeriefirma empörte sich über seine Konkurrenz, und eine freundliche Frau kaufte ihm Parfüm ab, ließ ihn aber ohne Bezahlung fliehen, als ihr Mann, ein Uniformträger, auftauchte.

Steiner saß unterdessen im Café Hellebarde und wartete auf seine Kontakte für gefälschte Papiere. Er hatte beim Glücksspiel Geld gewonnen und wollte sich einen Pass besorgen. Die Passhändler boten ihm einen deutschen und einen österreichischen Pass an. Steiner entschied sich für den österreichischen Pass und bezahlte 400 Schilling. Er erhielt den Pass auf den Namen Johann Huber aus Graz.

Kapitel 6. Eine Geburt und ein Tod im Hotel

Kern kehrte ins Hotel zurück und fand Marill aufgeregt vor. Marill suchte dringend eine Hebamme oder einen Arzt, da eine Frau im Hotelzimmer im siebten Monat Wehen hatte und möglicherweise eine Fehlgeburt erlitt. Da niemand sonst da war, bat er Kern, bei der Frau zu bleiben, während er Hilfe holte.

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Marill — ehemaliger Reichstagsabgeordneter, mittleren Alters, intellektuell und zynisch, hilft Emigranten mit Ratschlägen, schreibt Artikel für Emigrantenblätter.

Kern versuchte, die Frau zu beruhigen, die unter starken Schmerzen litt. Ruth kam hinzu und half, die Blutung zu stoppen. Marill kehrte mit einem Arzt zurück, der sofort einen weiteren Arzt und Vorbereitungen für eine Operation anforderte. Trotz aller Bemühungen starb die Frau, nachdem sie erfahren hatte, dass ihr Kind lebt.

Kapitel 7. Abschied von Ruth und Wiedersehen mit dem Vater

Marill saß auf der Hotelterrasse und las Heiratsanzeigen in der Zeitung. Er kommentierte die darin enthaltenen Sehnsüchte nach Liebe und Glück und verglich sie ironisch mit der Realität der Emigration. Der Hotelpage meldete Kern einen Besuch an. Es war sein Vater, Siegmund Kern, den er kaum wiedererkannte. Der alte Kern war gezeichnet und verlegen.

Drei Tage später reiste Ruth Holland nach Wien ab. Kern und sie verbrachten ihren letzten Abend im "Schwarzen Ferkel". Ein unheimlicher Mann mit Monokel beobachtete sie. Er stellte sich als ehemaliger Kompanieführer heraus, dessen bester Mann ein Jude war. Er wollte Kern helfen und bezahlte Kaffee, Kuchen und sogar Champagner für sie. Am Bahnhof verabschiedeten sich Kern und Ruth. Kern kaufte ihr Rosen. Sie versprachen sich, dass er bald nach Wien kommen würde.

»Ruth«, sagte er, »ich weiß, es ist nichts anderes als ein bißchen Zusammengehören in all der Flucht und der Leere – aber für uns ist das wohl mehr als vieles, das große Namen hat…« Sie nickte an seiner Schulter. »Ludwig«, sagte Ruth. »Manchmal möchte ich nirgendwo mehr hin.

Kapitel 8. Grenzübertritt und Wiedersehen mit Steiner

Kern erhielt eine Verlängerung seiner Aufenthaltsgenehmigung um fünf Tage, wurde dann aber ausgewiesen. An der Grenze traf er auf drei weitere Personen ohne Papiere: einen blassen Mann mit seiner Frau Anna und einen alten Juden, Moritz Rosenthal. Bei dem Versuch, die Grenze zu überqueren, wurden sie von Gendarmen entdeckt. Kern floh und versteckte sich auf einem Baum, wurde aber verraten und festgenommen.

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Moritz Rosenthal (Vater Moritz) — alter jüdischer Mann aus Godesberg, 'Veteran der Emigranten', philosophisch und erfahren, kümmert sich um Seligmanns Kinder, liegt später im Sterben.

Steiner hatte unterdessen die Kinder des verstorbenen Seligmann gefunden und ihnen den Koffer ihres Vaters gebracht. Moritz Rosenthal, der sich um die Kinder kümmerte, erzählte Steiner, dass er Kern an der Grenze getroffen hatte. Steiner traf Kern im Café Sperl. Kern war obdachlos und müde. Steiner bot ihm an, bei ihm zu schlafen und vermittelte ihm eine Anstellung im Vergnügungsetablissement Potzloch.

Kapitel 9. Arbeit im Vergnügungsetablissement und Ruths Besuch

Kern fand durch Steiner eine Anstellung im Vergnügungsetablissement von Direktor Potzloch. Potzloch stellte Kern als Hilfskraft für Aufräumarbeiten und telepathische Experimente ein, allerdings zu einem geringeren Lohn als ursprünglich von Steiner gefordert.

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Leopold Potzloch — direktor des Vergnügungsetablissements im Prater, kleines, geschäftiges Männchen, etwa 50 Jahre alt, exzentrisch und sparsam, gibt Kern und Steiner Arbeit.

Kern begann seine Arbeit mit dem Putzen des Karussells. Steiner weihte ihn in die Geheimnisse der Telepathie-Vorstellung ein, bei der Kern als vermeintlicher Zuschauer Steiner zu versteckten Gegenständen führen sollte. Eine Woche später besuchte Ruth Kern im Prater. Nach der Vorstellung verbrachten Kern und Ruth einen Abend im Prater, wo sie verschiedene Attraktionen besuchten, ohne Eintritt zu bezahlen. Sie fuhren mit dem Riesenrad, wo sie sich einsam und heimatlos fühlten.

Ihr Blut hatte die gleiche Temperatur, ihre Augen hatten die gleiche Konstruktion, ihre Nerven reagierten auf die gleichen Reize... und doch trennte sie ein Abgrund... ein kleines Stück Papier, auf dem nichts weiter stand als ein Name und ein paar belanglose Daten.

Zweiter Teil. Kerns Verhaftung und Flucht nach Zürich

Kern wartete auf Ruth vor der Universität. Plötzlich stürmten Studenten aus dem Gebäude, eine Schlägerei brach aus. Rufe wie "Juden raus!" waren zu hören. Ein jüdischer Student flehte die Polizisten um Hilfe an, wurde aber ignoriert. Ein blonder Student griff ein und schlug die Peiniger des kleinen Studenten nieder. Kern entdeckte Ruth am Rande des Tumults und zog sie fort. Ein Angreifer griff nach Ruth, aber Kern schlug ihn nieder. Der blonde Student half ihnen, zu entkommen. Kern wurde von einem Stock getroffen und verlor das Bewusstsein.

Kern erwachte auf der Polizeistation. Der blonde Student war ebenfalls verhaftet. Die anderen Verhafteten waren Juden. Ruth war nicht da. Kern erhielt zwei Monate Gefängnis. Im Gefängnis freundete er sich mit einem russischen Professor an, der ihm Französisch beibrachte. Er lernte auch von einem Dieb, Dietriche herzustellen und von einem Betrüger, wie man sich bei diplomatischen Empfängen kleidet.

Kapitel 11. Wiedersehen mit Ruth in Zürich

Kern unterschrieb seine zweite, lebenslange Ausweisung aus Österreich und dachte bereits an seine Rückkehr in den Prater. Ein Beamter gab ihm überraschend fünf Schilling für ein Glas Wein. Im Zollhaus angekommen, wurde Kern entlassen. Er kehrte am nächsten Morgen in den Prater zurück und versteckte sich im Karussell. Dort wurde er von Steiner gefunden, der ihm mitteilte, dass Ruth in Zürich ist und Lilo Briefe für ihn hat.

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Lilo — freundin von Steiner, etwa 30 Jahre alt, melancholisch, singt russische Volkslieder, hilft Kern und Ruth, kritisiert Steiner für seine Unfähigkeit, Gefühle zu zeigen.

Kern beschloss, noch am selben Abend abzureisen, da er befürchtete, erkannt zu werden. Er fuhr mit dem Nachtzug ab und wanderte zu Fuß weiter. Er überquerte den Arlbergpass und wurde von einem Gendarmen aufgegriffen. Er wurde eine Nacht eingesperrt, aber am nächsten Morgen freigelassen. Er überquerte den Rhein und erreichte die Schweiz. In Zürich angekommen, suchte Kern die jüdische Kultusgemeinde auf, wurde aber abgewiesen, da er "Halbjude" und evangelisch war. Ein junger Mann namens Binder sprach ihn an und bot ihm Hilfe an.

Kern telefonierte mit Ruth. Sie war in Zürich und wohnte in derselben Straße. Sie bat ihn, sofort zu kommen. Kern ging zu Ruths Wohnung und wurde von ihr auf der Treppe empfangen. Ruth erzählte, dass ihr Pass abgelaufen ist und sie keine Verlängerung bekommen hat. Sie beschlossen, zusammen wegzugehen. Ruth hatte etwas Geld und wollte Kern beim Handeln helfen. Sie wollten zuerst nach Luzern gehen.

Kapitel 12. Begegnungen in Luzern

Kern versuchte in Luzern, den Kommerzienrat Arnold Oppenheim um Hilfe zu bitten. Oppenheim, ein wohlhabender Jude, empfing Kern in seinem Garten und sprach begeistert über Dresden. Er vermied es jedoch, Kern direkt zu helfen, und argumentierte, dass die Juden selbst an ihrer Situation schuld seien, insbesondere die osteuropäischen Juden. Er betonte die Notwendigkeit nationaler Würde und lobte die deutsche Wehrmacht.

Kern versuchte, Oppenheim Parfüm und Toilettenartikel zu verkaufen, aber Oppenheim lehnte ab, bis auf ein Stück Seife, für das er zwei Franken gab. Kern bestand darauf, nur den tatsächlichen Wert der Seife anzunehmen. Schließlich ging er zu einem Wäschegeschäft von Frau Sarah Grünberg, die ihm eine Inventurarbeit für sieben Franken pro Tag anbot. Kern nahm das Angebot an.

Kapitel 13. Betrug und Krankheit

Kern und Ruth waren in Bern und wohnten in der Pension Immergrün. Am zweiten Abend klopfte es spät an Kerns Tür. Ein Mann namens Richard Binding, ebenfalls Emigrant, bat um Unterschlupf für die Nacht, da er kein Geld mehr hatte. Er behauptete, auf dem Weg nach Zürich zu sein und die Nacht auf dem Fußboden verbringen zu können. Binding erzählte, er sei zwei Jahre im Konzentrationslager Oranienburg gewesen und zeigte Kern seinen Entlassungsschein.

Kern, beeindruckt und gerührt, bot Binding sein eigenes Zimmer an und ging zu Ruth. Am nächsten Morgen war Binding verschwunden. Kern stellte fest, dass ihm vierzig Franken aus seinem Koffer gestohlen wurden. Mittags entdeckte Kern Binding in einem Restaurant, wo dieser sich ein üppiges Mahl gönnte. Kern konfrontierte ihn mit dem Diebstahl, aber Binding gab das Geld nicht zurück und verspottete Kern.

Nein, das war es nicht. Es war etwas anderes: daß neben dir jemand verrecken kann – und du nichts davon spürst. Mitleid, gut – aber die Schmerzen spürst du trotzdem nicht! Dein Bauch ist heil, das ist es. Das ist das Elend der Welt!

Kern und Ruth reisten weiter. Sie fanden Unterschlupf bei einem Schäfer. Kern versuchte, in der Stadt Hilfe zu finden und geriet an Herrn Ammers, einen Spitzel der Nazis, der ihn an die Polizei verriet. Der Gendarm, der Kern abführen sollte, gab ihm die Möglichkeit zur Flucht. Kern entkommt und kehrt zu Ruth zurück, die hohes Fieber hat. Kern holt einen Arzt, der eine Lungenentzündung diagnostiziert und Ruth ins Krankenhaus bringt.

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Ammers — kleiner Mann mit weißem Spitzbart, etwa 50 Jahre alt, Spitzel der Nazis, denunziert Kern, gehässig und triumphierend, wird von Steiner getäuscht.

Kapitel 14. Kerns Verhaftung und Gefängnisaufenthalt

Kern wird von einem Polizisten beim Zündeln mit Streichhölzern beobachtet und verhaftet. Ammers identifiziert Kern eindeutig. Kern wird wütend und behauptet, Ammers habe Leberkrebs, was Ammers sichtlich schockiert. Am nächsten Morgen wird Kern dem Bezirksgericht vorgeführt. Der Richter zeigt Verständnis für Kerns Situation als Flüchtling, kann ihm aber aufgrund der Gesetze nicht helfen. Er verurteilt Kern zur Mindeststrafe von vierzehn Tagen Gefängnis.

Zwei Tage später besucht Doktor Beer Kern im Gefängnis und berichtet, dass es Ruth gut geht. Er übergibt Kern einen Brief von Ruth und nimmt einen Brief von Kern an Ruth mit. Steiner packt unterdessen seine Sachen, um nach Frankreich zu gehen, da die Situation in Österreich gefährlich geworden ist. Er verabschiedet sich von Direktor Potzloch und Lilo, die in Wien bleibt.

Kapitel 15. Abschiebung und Wiedersehen mit Ruth in Genf

Kern wird nach vierzehn Tagen erneut dem Bezirksgericht vorgeführt. Der Richter teilt ihm mit, dass sein Rekurs vom Obergericht verworfen wurde und er zu vierzehn Tagen Gefängnis verurteilt wurde, wobei die Untersuchungshaft angerechnet wird. Er wird nach Frankreich abgeschoben, nicht nach Deutschland, über Basel.

In Basel wird Kern von einem Polizisten abgeholt und zur Zollwache gebracht, wo er verpflegt wird. Anschließend wird er mit einem Beamten nach Burgfelden gebracht und zur französischen Grenze geschickt. Kern meldet sich bei der französischen Polizei in St. Louis und erklärt, illegal über die Grenze gebracht worden zu sein. Er wird tagsüber in Haft gehalten und abends zum Grenzzollamt geschickt.

Kern wartet an der Hauptpost in Genf auf Ruth. Er ist müde und verzweifelt, da er seit Tagen nichts von ihr gehört hat. Plötzlich entdeckt er Ruth in einem blauen Mantel. Sie fallen sich in die Arme und werden von Passanten bemerkt. Ruth erzählt, dass sie eine Aufenthaltsgenehmigung für drei Tage in Murten erhalten hat und sofort nach Genf gefahren ist.

Kapitel 16. Ankunft in Paris und Leben im Hotel Verdun

Kern und Ruth gelingt es, unbemerkt die Grenze zu überqueren und mit dem Zug nach Paris zu fahren. Dort angekommen, suchen sie ein Hotel und finden das Hotel Habana. Der Portier ist unkompliziert, und Kern meldet sich unter falschem Namen an. Im Hotel treffen sie auf ein Mädchen in einem Pelzmantel und einen betrunkenen Mann. Kern wird durch Lärm geweckt und realisiert, dass sie sich in einem Stundenhotel befinden.

Am nächsten Morgen sucht Kern die Flüchtlingshilfe auf, erhält aber keine positiven Nachrichten bezüglich einer Aufenthaltsgenehmigung oder Unterstützung. Er trifft einen Mann namens Klassmann, der ihm ein günstiges Hotel, das Hotel Verdun, empfiehlt, in dem man ohne Anmeldung wohnen kann. Kern und Ruth finden das Hotel Verdun, das heruntergekommen ist. Die Wirtin bietet ihnen Zimmer mit oder ohne Verpflegung an. Sie nehmen zunächst mit Verpflegung.

Das Problem des Emigranten ist der Hunger, die Bleibe und die Zeit, mit der er nichts anfangen kann... aber die Zeit ist der schleichende Feind, der seine Energie zerfrißt, das Warten, das ihn müde macht, die schattenhafte Angst, die ihn lähmt.

Kapitel 17. Ruth und die kranke Lucie

Ruth ist allein im Hotelzimmer, während Kern Arbeit sucht. Es klopft an der Tür. Sie öffnet und findet Herrn Brose vor, einen Mitbewohner, dessen Frau seit Monaten krank ist. Brose bittet Ruth, seiner Frau Gesellschaft zu leisten, da diese oft die Hoffnung verliert. Ruth zögert zunächst, willigt aber ein, nachdem Brose hilflos betont, wie klug seine Frau sei.

Ruth geht mit Brose in deren Zimmer im ersten Stock. Lucie, eine blasse, kranke Frau, erkennt sofort, dass Ruth von ihrem Mann geschickt wurde. Sie bedankt sich, meint aber, sie könne auch allein bleiben. Ruth versichert ihr, dass sie nichts vorhabe und ohnehin stricken lernen wolle. Lucie gibt Ruth Stricktipps und korrigiert Fehler. Währenddessen schlendern Kern und Ruth über die Champs-Elysées. Marill nimmt sie mit in den Louvre, um ihnen die Zeit zu vertreiben und sie vor der Hoffnungslosigkeit zu bewahren.

Kapitel 18. Silvester und Barbara Kleins Selbstmord

Kern und seine Freunde sitzen in der Kantine der Weltausstellung am Zahltag. Kern freut sich über seinen Verdienst von 270 Francs in einer Woche. Kern sucht Salomon Levi auf, einen Trödler, um den Ring von Ruths Mutter zurückzukaufen. Nach zähen Verhandlungen einigen sie sich auf 225 Francs. Kern kehrt zu Ruth ins Hotel zurück und zeigt ihr den Ring. Sie freut sich über das Geschenk.

Am Abend sitzen Steiner, Marill, Ruth und Kern in der "Mère Margot". Steiner will zu Edith Rosenfeld, da Vater Moritz angekommen ist. In diesem Moment betritt ein Mann das Lokal und geht zu den Brathühnern. Kern erkennt ihn als das "Poulet" aus dem Gefängnis in Wien. Steiner schlägt vor, zu fliehen, bevor die Polizei eintrifft. Bei Edith Rosenfeld sind bereits viele Flüchtlinge versammelt. Moritz Rosenthal kommt um elf Uhr. Er ist gealtert und geschwächt. Er ist nach Paris gekommen, um zu sterben.

Die Schauspielerin Barbara Klein sitzt in der Katakombe und ist müde und lebensmüde. Ein Mann, den sie im Zimmer von Edith Rosenfeld gesehen hat, spricht sie an. Sie versteht ihn kaum. Er ist armselig und einsam. Sie sagt "Ja" und folgt ihm in ihr Zimmer. Später nimmt Barbara Klein eine Rasierklinge und begeht Selbstmord.

Kapitel 19. Steiners Entscheidung, nach Wien zurückzukehren

Marill informiert Steiner in der Kantine, dass jemand ihn sucht und einen Brief aus Berlin für ihn hat. Der Mann übergibt Steiner einen Brief von seiner Frau aus Wien, der über Lilo nach Paris gelangt ist. Steiner erfährt, dass seine Frau im Krankenhaus liegt und nicht mehr zu retten ist. Sie hat den Brief geschrieben, weil sie dachte, er würde ihn nicht so schnell erhalten.

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Marie Steiner — steiners Frau, im Sterben liegend, schwach und ängstlich, Grund für Steiners Rückkehr nach Deutschland und seinen Tod.

Steiner ruft im Krankenhaus an und spricht mit dem Arzt, der bestätigt, dass seine Frau operiert wurde, aber nur noch wenige Tage zu leben hat. Steiner beschließt, noch am selben Abend nach Wien zu fahren, um sie zu sehen. Marill versucht, Steiner von der Reise abzubringen, da sie gefährlich ist und er ihr nicht helfen kann. Steiner erklärt, dass sie alles für ihn ist und er mit ihr sterben würde, wenn er nicht zu ihr fährt.

Die Nacht entfaltete sich groß vor dem Fenster des dahinjagenden Zuges. Sie war ohne Ende, sie entfaltete sich über vierzig Jahre eines Mannes und über sein Leben, für das vierzig Jahre die Ewigkeit bedeuteten.

Kapitel 20. Steiners Tod und Kerns Hoffnung auf ein neues Leben

Steiner kommt am Morgen in Wien an und geht direkt ins Krankenhaus, um seine Frau Marie zu sehen. Im Krankenhaus erkundigt er sich nach Marie und erfährt, dass sie in der zweiten Klasse liegt und Besuchszeit von drei bis sechs Uhr ist. Er fragt, ob sie noch lebt, was die Schwester bestätigt. Um drei Uhr geht Steiner ins Krankenhaus und findet Marie in einem kleinen Zimmer vor. Sie ist sehr schwach, aber erkennt ihn. Sie sprechen miteinander, und Marie äußert ihre Sorge, dass Steiner gefunden wird.

Steiner wird nach seinem Besuch bei Marie von der Polizei verhaftet. Steinbrenner, ein Mann, den Steiner aus der Vergangenheit kennt, ist unter den Polizisten. Steiner wird verhört und gibt seine Daten zu Protokoll. Er bittet darum, Marie noch einmal sehen zu dürfen, was zunächst abgelehnt wird. Schließlich wird Steiner ein Handel angeboten: Wenn er Namen von politischen Freunden nennt, darf er Marie noch einmal sehen. Steiner stimmt zu, nennt aber keine Namen. Marie erwacht noch einmal und spricht mit Steiner. Sie stirbt in seinen Armen. Steiner wird von Steinbrenner verhaftet und stürzt sich mit ihm aus dem Fenster in den Tod.

Marill informiert Kern über Steiners Tod und übergibt ihm Geld und Fahrkarten nach Mexiko, die Steiner für ihn und Ruth hinterlassen hat. Kern ist traurig über Steiners Tod, aber akzeptiert die Fahrkarten. Ruth kommt hinzu, und sie beschließen, nach Mexiko zu gehen.

»Aber verdammt, all die Zeit habe ich gedacht, Steiner wäre wieder hier, wenn ich zurückkäme, und nun packen Sie mir da Geld hin und Fahrkarten, und ich bin gerettet, weil er verloren ist, das ist doch eine verfluchte Schweinerei, verstehen Sie das denn nicht?«

Kern und Ruth gehen über die Champs-Élysées und planen ihre Zukunft in Mexiko.